Die Wochenaufgabe in The Content Society lautet, dass wir einen Blog über unsere Bucket-List erstellen sollen, also ganz einfach eine Liste die alles enthält, was ich immer schon mal machen, lernen, unternehmen, erleben wollte. Wer den englischen Begriff nicht mag, dem ist diese Liste vielleicht auch unter dem Namen Löffelliste bekannt.
Die Grundidee ist jedenfalls, dass wir idealerweise 100, aber mindestens 30 Punkte auf diese Liste schreiben. Entweder für dieses Jahr oder für den Rest des Lebens. Selbst wenn wir dann „nur“ 50 umsetzen haben wir damit wirklich viel erreicht.
Bucket-List – du kannst mich mal
Es spielen sich interessante Dinge in meinem Kopf ab als ich über den Blog nachdenke: Bucket-List? Überall in den Buchläden liegen diese Bücher rum. Bucket-Listen für Ehepaare, denen sonst langweilig wird, für Eltern, die nicht wissen, was sie mit ihren Kindern anfangen sollen. Bucket-Lists über Orte, die man unbedingt gesehen haben muss und Dinge, die man UNBEDINGT in seinem Leben getan haben muss. Es regt sich Widerstand in mir. Widerstand gegen die Idee, dass es eine Liste von Dingen gibt, die ich getan haben müsste in meinem Leben. Ach ja, und es macht die Sache auch nicht besser, dass es ein englischer Begriff ist (obwohl sich auf englisch ja manches cooler anhört).
Löffelliste abarbeiten bis ich den Löffel abgebe?
Der Widerstand wird auch nicht durch die deutsche Übersetzung besänftigt. Nein, im Gegenteil! Die Löffelliste bezieht sich auf den Begriff „den Löffel abgeben“ – also soll ich allen ernstes eine Liste der Dinge aufstellen, die ich noch erledigen/erleben will, bevor ich den Löffel abgebe? Und wenn sie abgearbeitet ist und ich immer noch lebe?
Irgendwie wehre ich mich gegen die Vorstellung, dass ich meine Leben in eine Liste gießen soll. Dass es Menschen gibt, die diese Liste veröffentlichen – und damit ihren Mitmenschen zeigen, wie umtriebig und kreativ sie sind. Dass ich – bis ich den Löffel abgebe – mir jeden Tag etwas von meinem Lebens-Backlog runternehme und ihn dann von links (in Planung) nach rechts (Erledigt) auf dem KANBAN-Board schiebe.
Den Widerstand zulassen – und weiterdenken
Wenn ich nicht im Trotz verharre, sondern unvoreingenommen darüber nachdenke, was so eine Liste positives bewirken könnte, dann fällt mir, sieh-mal-einer-an, einiges ein.
- Meine Leser erfahren eine ganze Menge darüber, wie ich ticke. Nicht nur die potenziellen Kunden erfahren, was ich noch so vorhabe. Nein, auch meine Familie und Freunde lernen mich sehr viel besser kennen. Ich kann heute nicht sagen, was meine Eltern in ihrem Leben noch tun wollten, ob sie Träume hatte, welche Dinge sie gerne ausprobiert hätten. Es waren natürlich andere Zeiten. Aber ich stelle fest, dass die Wünsche und Träume – und seien sie noch so klein – auch viel über die Persönlichkeit aussagen.
- Die Wirksamkeit von selbsterfüllenden Prophezeiungen ist in der Psychologie unumstritten. Im Kern besagt dieses Konzept, dass wir durch unsere eigenen Erwartungen und Gedanken dazu beitragen, dass etwas tatsächlich eintritt.
Wenn ich nun also Dinge auf eine Liste schreibe, die mir etwas bedeuten, dann erhöhe ich bereits dadurch die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch eintreten. Und ich steigere diesen Effekt noch, wenn ich diese Liste nicht unter meinem Kopfkissen verstecke, sondern sie mit der Welt teile. - Es gibt außerdem noch eine Wirkung nach innen, die ich nicht unterschätzen würde. Indem ich die Dinge auf die Liste schreibe und sie – nachdem sie erledigt sind – durchstreiche, verstärkt das das Erlebte. Auf meiner Liste (ja, ich habe tatsächlich eine geschrieben, s.u.) steht der Punkt „barfuß durch den Schnee laufen“. Das habe ich diese Woche getan. Auf der Dachterasse. Nur ganz kurz, denn Schnee ist kalt! Jetzt ist der Punkt auf der Liste durchgestrichen. Wenn ich mir zu einem späteren Zeitpunkt die Liste noch einmal anschaue, kommt diese wunderbare Szene wieder in meine Erinnerung zurück. Und das führt sehr wahrscheinlich dazu, dass mir noch mehr bewusst wird, was für ein tolles Leben ich habe. Das erinnert mich daran wie ich unsere Silberhochzeit vorbereitet habe. Als Dekoration haben wir eine sehr große Zahl 25 aus Waschmaschinenverpackungskarton ausgeschnitten und darauf Bilder der vergangenen 25 Jahre geklebt. Wie oft saß ich – auch nach der Feier – noch vor dieser 25, habe mir die verschiedenen Szenen vergegenwärtigt und gefühlt, was für ein tolles Leben wir doch hatten (und haben).
Meine Mein-Schönes-Buntes-Leben-Liste
Nachdem mir klar wurde, dass nicht die Liste das Problem ist, sondern ihre Bezeichnung, war ganz schnell ein neuer Name gefunden: meine Mein-Schönes-Buntes-Leben-Liste. Da kommen lauter Dinge drauf, die mir etwas bedeuten und die mein Leben schöner, bunter, reicher machen. Die Summe dieser Dinge nimmt einen wichtigen Teil in meinem Leben ein und macht mich aus. Sie bietet Gesprächsstoff und wer will kann mich dadurch besser kennenlernen. Mann und Kinder können sich von ihr zu Geburtstagsgeschenken inspirieren lassen, mein Umfeld kann sehen, was sich in meiner Selbständigkeit tut, und wildfremde Menschen können sich von ihr inspirieren lassen. So wie auch ich mich von den Listen anderer Menschen habe inspirieren lassen.
Neugierig geworden? Tadaaa – hier ist sie: Korinas Meine-Schönes-Buntes-Leben-Liste.
Vom Saulus zum Paulus
Je länger ich mich mit dem Thema befasse, desto besser gefällt es mir. Meine Liste wächst langsam aber stetig und ist jetzt bei knapp 70 Punkten. Ob ich je auf die 100 komme, ist gar nicht so wichtig. Ich freue mich jetzt schon darauf, immer wieder auf die Liste zu schauen, Punkte „abzuhaken“, neue aufzunehmen und immer wieder zu spüren, wie reich und bunt mein Leben ist.
Hilft meine Liste mir, sinnvoll zu leben? Sie trägt auf jeden Fall dazu bei. Denn ein buntes, schönes, reiches Leben ist doch schon eine ganze Menge!
Hast du schon einmal so eine Liste geschrieben? Was waren deine Erfahrungen damit?