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Neustart mit Mitte 50: Warum ich nochmal an die Uni ging

Alexandra und ich haben uns über LinkedIn kennengelernt – genauer gesagt: im Rahmen des Programms Frauenstärken nach der Working-out-Loud-Methode. Ihre Geschichte hat mich sofort berührt: Mit über 50 nochmal ein Masterstudium zu beginnen, mitten im Leben, nach schweren Einschnitten – das braucht Mut, Klarheit und eine gehörige Portion Selbstvertrauen.
Genau solche Geschichten möchte ich hier teilen: von Frauen, die sich neu erfinden, ihren eigenen Weg gehen und zeigen, dass Entwicklung keine Altersgrenze kennt.

Warum hast Du mit über 50 ein Masterstudium begonnen?

Der Wunsch zu studieren hat mich eigentlich mein ganzes Erwachsenenleben begleitet. Bereits mit Anfang 30 begann ich ein Studium in Germanistik und Italienisch, das ich jedoch durch einen Umzug und die Geburt meiner Kinder nie abschließen konnte. Als meine Kinder dann selbstständig wurden, kamen existenzielle Erschütterungen: ein Herzinfarkt, später ein Burnout. Beides hat mich komplett aus der Bahn geworfen. Genau in diesem tiefen Tal kam der Gedanke: Jetzt oder nie!

Ich brauchte etwas, das mir wieder Kraft gibt. Und ich wusste aus Erfahrung: Lernen gibt mir Energie, Struktur und Selbstwirksamkeit. Der Weg zur Studienplatzzusage war schon herausfordernd – aber genau das erste kleine Erfolgserlebnis, das ich gebraucht habe.

 Hattest Du Zweifel oder Ängste – und wie bist Du damit umgegangen?

Natürlich! Der Gedanke „Kann mein Gehirn das überhaupt noch?“ war sehr präsent. Obwohl ich regelmäßig Fortbildungen gemacht hatte, war ein 5-jähriges Vollzeitstudium nochmal eine ganz andere Hausnummer. Ich habe mir gesagt: „Probier das erste Semester aus. Wenn es nicht passt, hörst Du wieder auf.
Und dann war ich plötzlich mittendrin. Gute Noten, tolle Begegnungen, inspirierende Inhalte – das alles hat mich motiviert, dranzubleiben.

Wie haben Dein Umfeld und Deine Familie auf dein Masterstudium reagiert?

 Anfangs waren meine Familie und Freunde eher überrascht – vielleicht auch ein wenig skeptisch. Aber als sie sahen, wie sehr es mir guttat, war die Unterstützung da. Finanziell war ich durch die Unterstützung meines Manns und durch ein kleines Erbe abgesichert. Für mich war klar: Dieses Geld ist gut investiert – in meine Entwicklung, meine Lebensqualität, mein „Jetzt“. Nicht in ein ungewisses „Später“.

Ist man mit 50 zu alt fürs Studium?

Definitiv nein! Beim Wiedereinstieg ins Lernen war eigentlich nur die Unsicherheit: „Was wird von mir erwartet? Wie anspruchsvoll sind die Inhalte?“ Organisation war nie mein Problem – ich bringe aus meiner beruflichen und familiären Vergangenheit sehr viel Struktur mit.

Positiv überrascht hat mich, wie gut ich war!  Ich konnte das zunächst gar nicht glauben, aber ich gehörte direkt zu den Besten im Jahrgang. Das hat mein Selbstbewusstsein enorm gestärkt und mir gezeigt: Mein Potenzial ist nicht altersabhängig.

Gab es Momente, in denen Du hinschmeißen wolltest – und wie hast Du sie überwunden?

 Ja, die gab es. Besonders im Masterstudium, als ich Teil einer Projektgruppe war, die leider gar nicht funktionierte. Unterschiedliche Zielvorstellungen, kaum Kommunikation, kein echtes Teamgefühl. Aber dann habe ich mich erinnert, wofür ich das alles mache: Für mich. Für meinen Weg. Für meine Heilung. Und ich habe mir gesagt: Wenn du all das überstanden hast – dann wirst du dich doch nicht von einer Gruppenarbeit entmutigen lassen.

Wie hast Du Deinen Alltag organisiert – Lernen, Familie, Job?

Ich war extrem gut strukturiert, bin oft um 5 Uhr aufgestanden, habe den Haushalt gemacht, mich um die Familie gekümmert – und bin dann zur Uni. Abends war ich oft erst um 21 Uhr zu Hause, dazu kamen Wochenendseminare und in den vorlesungsfreien Zeiten etliche Hausarbeiten.
Aber ich habe das nicht als Last erlebt. Im Gegenteil: Es war mein Weg zurück zu mir selbst. Der Unterschied zum klassischen Berufsalltag war: Diese Arbeit war sinnvoll – keine Pflichtübung.

Was hat sich durch das Masterstudium für Dich verändert – innerlich und äußerlich?

Ich bin in meiner Persönlichkeit gewachsen. Früher fühlte ich mich oft klein, musste mich beweisen. Heute weiß ich: Ich bin kompetent, ich bin kraftvoll, ich habe etwas zu geben.
Diese Selbstsicherheit – und das tiefe Gefühl von Selbstwirksamkeit – kann mir niemand mehr nehmen. Das ist mein größter Gewinn.

Hat sich Dein Master-Abschluss beruflich ausgewirkt?

 Ich wusste, dass es schwer wird, mit über 50 nochmal in eine Festanstellung zu kommen, vor allem wenn man keine 40-Stunden-Woche mehr anstrebt. Deshalb gehe ich jetzt meinen Weg in die Selbstständigkeit. Noch kann ich nicht komplett davon leben – aber ich arbeite an einer Vision, die Sinn für mich ergibt. Das ist mein Antrieb.

Würdest Du es wieder so machen?

Ganz klar: Ich würde es jederzeit wieder tun. Das Lernen hat mir immer geholfen, eine Krise zu überwinden und mein Selbstbewusstsein enorm gestärkt.

Was würdest Du anderen Frauen sagen, die mit dem Gedanken spielen, nochmal „neu anzufangen“?

Unbedingt! Spring. Fang an. Du musst den ganzen Weg noch nicht kennen – der zeigt sich, wenn Du gehst.
Und glaub mir: Du bist nicht zu alt. Es ist nicht zu spät. Und Du bist nicht zu wenig.

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Über Alexandra Pander

Alexandra Pander begleitet Teams, Führungskräfte und Einzelpersonen bei der bewussten Gestaltung von Veränderung – mit Klarheit, Haltung und Verbundenheit. Für ihre Arbeit nutzt sie ihre vielfältigen Ausbildungen, u.a. einen Master in Erwachsenenbildung, einen Bachelor in Erziehungswissenschaft sowie fundierte Ausbildungen in systemischer Beratung, personenzentrierter Gesprächsführung und Motivational Interviewing.

Ihr interdisziplinärer Ansatz verbindet wissenschaftliches Know-how mit internationaler Praxis und aktueller Weiterbildung – unter anderem in KI und Traumapädagogik. Offen, zugewandt und respektvoll schafft sie Räume für Entwicklung – sei es im Dialog, im Workshop oder im Einzelgespräch.

Mehr unter: alexandra-pander.de oder auf Alexandras LinkedIn Profil

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