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Wert-voll leben (2): Wann Werte im Alltag wirklich helfen

Wenn von außen betrachtet alles super läuft, Du Dich aber trotzdem irgendwie unzufrieden fühlst, könnte es daran liegen, dass Du wichtige Werte nicht leben kannst. In diesem Beitrag zeige ich Dir an konkreten Situationen, wie Werte Deinen Alltag prägen – und wie sie Dich dabei unterstützen, zu verstehen, was Dir wirklich wichtig ist. (Im ersten Teil dieser Serie habe ich erklärt, was Werte überhaupt sind – hier geht’s um die Praxis.)
Werte sind kein abstraktes Blabla, sondern können ganz handfest dabei helfen, ein stimmigeres Leben zu führen. Wie, das zeigen die nachfolgenden Beispiele.


Beispiel 1: Entscheidungen, die „rational richtig“ erscheinen

Das Jobangebot ist objektiv besser: mehr Gehalt, bessere Aufstiegschancen. Auf dem Papier ein klares Ja. Aber irgendetwas in Dir sträubt sich. Du zögerst, schiebst die Entscheidung vor Dir her – und kannst nicht genau sagen, warum.

Genau hier helfen Werte. Sie machen sichtbar, was unter der Oberfläche brodelt: Vielleicht ist Dir Autonomie wichtiger als Status. Oder Kreativität wichtiger als Sicherheit. Vielleicht würde der neue Job bedeuten, dass Du Werte wie Loyalität oder Entspannung aufgeben müsstest.

Wenn Du Deine Werte kennst, kannst Du diese Bauchgefühle besser einordnen. Dann wird aus einem diffusen „fühlt sich komisch an“ ein klares „Das passt nicht zu dem, was mir wirklich wichtig ist.“

Reflexionsfrage: Bei welcher Entscheidung hast Du kürzlich gezögert – obwohl sie auf dem Papier sinnvoll war?

Beispiel 2: Wenn Du Grenzen setzen musst

Eine Freundin bittet Dich zum x-ten Mal um einen Gefallen. Du sagst ja – und ärgerst Dich hinterher über Dich selbst. Oder Du sagst nein – und hast ein schlechtes Gewissen. Beides fühlt sich falsch an.

Werte helfen zu verstehen, was hier eigentlich kollidiert: Vielleicht prallen Dein Wert Hilfsbereitschaft und Dein Wert Selbstfürsorge aufeinander. Oder Du merkst: Dir ist Authentizität wichtiger als Harmonie. Wenn Du das weißt, wird das Nein leichter – weil Du verstehst, wofür Du es sagst.

Es geht nicht darum, nie mehr zu helfen. Sondern darum zu erkennen: Wann tue ich etwas aus echter Überzeugung – und wann nur, um Konflikte zu vermeiden? Werte geben Dir die Erlaubnis, für Dich einzustehen.

Reflexionsfrage: Wo sagst Du ja – und meinst eigentlich nein?

Beispiel 3: Bei Konflikten, die Du nicht greifen kannst

Du diskutierst mit Deinem Partner über Urlaubspläne. Oberflächlich geht’s um Berge versus Strand – aber die Diskussion fühlt sich schwerer an, als sie sein müsste. Irgendwie redet ihr aneinander vorbei.

Oft liegt das daran, dass unter der Oberfläche verschiedene Werte aufeinanderprallen: Abenteuer und Erholung. Oder Spontanität und Planungssicherheit. Vielleicht auch Gemeinschaft (gemeinsam etwas erleben) und Rückzug (endlich mal Ruhe haben).

Wenn Du Deine Werte kennst und benennst, verändert sich das Gespräch. Aus „Du verstehst mich nicht“ wird „Mir ist wichtig, dass ich im Urlaub endlich mal zur Ruhe komme – was brauchst Du?“ Das ist keine Garantie für Harmonie, aber es macht Konflikte greifbarer und lösbarer.

Reflexionsfrage: Bei welchem letzten Konflikt ging es eigentlich nicht um die Sache selbst?

Beispiel 4: Wenn alles scheinbar läuft – und trotzdem etwas fehlt

Job läuft ganz gut. Beziehung ist stabil. Gesundheit okay. Eigentlich kannst Du nicht klagen. Aber da ist diese Unruhe, diese diffuse Unzufriedenheit. Dieses Gefühl von: „Ist das jetzt alles?“

Das könnte daran liegen, dass wichtige Werte zu kurz kommen. Vielleicht ist Dir Wachstum wichtig, aber alles läuft nur noch auf Routine. Vielleicht fehlt das Gefühl von Verbundenheit – Deine Partnerschaft läuft zwar stabil, aber eher nebeneinander her.

Werte zeigen, was fehlt. Nicht als Vorwurf, sondern als Hinweis: Da ist etwas, das gesehen werden will. Wenn Du weißt, welcher Wert zu kurz kommt, kannst Du überlegen: Was brauche ich, um das wieder mehr zu leben? Und: Ist das möglich – oder muss sich etwas Grundsätzliches ändern? Wenn Dir im Alltag oft der Raum fehlt, um konstruktiv nachzudenken: Das Monats-Momentum Co-Working gibt einen guten Rahmen. Es ist ein Termin mit Dir selbst, in dem Du innehalten, nachzuspüren und Dich auf das konzentrieren kannst, was Dir in den nächsten Wochen wichtig ist.

Reflexionsfrage: Was hast Du lange nicht mehr getan – das Dir früher wichtig war?

Beispiel 5: Lebensübergänge

Kinder aus dem Haus, Jobverlust, Trennung, Umzug in eine andere Stadt – die zweite Lebenshälfte hält größere Veränderungen bereit. Wenn alles wackelt, wenn die gewohnten Strukturen wegbrechen, können Werte wie ein Anker wirken. Sie zeigen, was bleibt – auch wenn sich die Umstände ändern.

In solchen Phasen verschieben sich oft auch Prioritäten: Freiheit kann plötzlich wichtiger werden als Sicherheit. Authentizität wichtiger als Zugehörigkeit. Mut wichtiger als Harmonie. Werte helfen zu unterscheiden: Was verändert sich mit den Umständen – und was bin wirklich ich?

Das gibt keine einfachen Antworten. Aber es gibt Orientierung in einer Zeit, in der vieles unklar ist. Und manchmal ist genau das genug: zu wissen, wofür Du stehen willst – auch wenn Du noch nicht weißt, wie der Weg aussieht.

Reflexionsfrage: Welcher Wert ist Dir in den letzten Jahren wichtiger geworden – und welcher weniger?

Werte als Kompass für ein authentisches Leben

Werte sind keine To-do-Liste und kein weiteres Selbstoptimierungs-Tool. Sie sind ein Kompass, der Dir hilft, zu verstehen:

  • Warum sich etwas richtig oder falsch anfühlt
  • Wo Du Grenzen brauchst
  • Was Dir wirklich fehlt
  • Wofür Du stehen willst

Du musst sie nicht perfekt benennen können. Du musst nicht alles sofort klar haben. Es reicht, wenn Du anfängst hinzuspüren – und Deinen inneren Signalen wieder mehr Raum gibst.

Wie geht’s weiter?

Vielleicht hast Du beim Lesen gemerkt: Ja, das kenne ich. Wenn Du mehr über Deine eigenen Werte herausfinden möchtest, schau gerne in Teil 1 dieser Serie – dort erkläre ich, was Werte sind und wie Du erste Spuren findest.

Und wenn Du konkret mit Deinen Werten arbeiten möchtest: Ich habe eine Wertebroschüre mit 78 Werten erstellt – mit klaren Definitionen. Als Starthilfe, wenn Du Dich noch unsicher fühlst.

Werte sind keine schnellen Lösungen, sondern Wegweiser. Sie helfen Dir, besser zu erkennen, was Dir wirklich wichtig ist – und wie Du leben möchtest.

Wer schreibt hier?
Korina Dielschneider ist Life-Coach und begleitet Frauen in der Lebensmitte dabei, ihren Selbstwert zu stärken und ihr Leben bewusst neu auszurichten – mit Klarheit, Gelassenheit und dem Fokus auf Umsetzung.

In ihrem Blog und im buntbrief teilt sie Impulse zu Selbstfürsorge, Neuorientierung und dem Mut, den eigenen Weg authentisch zu gehen – bodenständig, ehrlich und mit Blick aufs Wesentliche.


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Korina Dielschneider

Korina Dielschneider ist zertifizierter Coach und begleitet Frauen in der Lebensmitte dabei, ihren Selbstwert zu stärken, alte Muster zu lösen, herauszufinden, was sie wirklich wollen und ihr Leben bewusst neu auszurichten. In ihren Programmen verbindet sie Selbstmitgefühl, Klarheit und alltagstaugliche Umsetzung – für mehr Gelassenheit, Sinn und Lebensfreude.

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