Dieser Blogbeitrag greift Erkenntnisse aus meinem Aufbruchs-Sehnsucht Lebensmitte Onlinekurs auf. In diesem Kurs waren viele Frauen, die irgendwie gespürt haben, dass sie gerne etwas Anderes im Leben möchten. Sie wussten in der Regel nicht konkret, was es war – und dennoch war es deutlich spürbar. Sie alle wollten daran etwas ändern und sind deshalb in den Kurs gekommen. Allein die Erkenntnis, dass sie damit nicht allein sind und dass es normal ist, dass Übergänge Zeit brauchen, war befreiend. Um dieses Wissen breiter zu streuen, schreibe ich diesen Beitrag über die Übergangszeit: Was sie ist, woran man sie erkennt und wie man sie gut gestalten kann.
Übergänge brauchen Zeit
Ich weiß nicht, woran es liegt, aber mir scheint, dass das Wissen abhandengekommen ist, dass zwischen verschiedenen Lebensphasen eine Zeit liegt, in der wir weder Fisch noch Fleisch sind.
Von der Schule in den Beruf
Bei meinen Kindern konnte ich den Prozess deutlich beobachten: Sie waren nicht in der Lage, nach dem Abitur direkt mit dem nächsten Schritt weiterzumachen, obwohl ich, speziell beim ersten Kind, gedacht hatte, dass es ganz enorm wichtig wäre, dass es direkt weitergeht. Es war nichts zu machen: G8, das Abitur in 8 Jahren, hat ihre Kapazitäten gebunden und sie hatten schlichtweg nicht die Bandbreite, um in dieser intensiven Zeit, Zukunftspläne zu schmieden. Beim ersten Kind habe ich mich ziemlich eingemischt, weil ich dachte, ich tue damit etwas Gutes. Das tut mir im Nachhinein leid – das zweite Kind hatte es in dieser Hinsicht deutlich einfacher. Ich wusste ja schon, dass die Dinge ihre Zeit brauchen und niemand freiwillig oder aus Faulheit unnötig lange in der Übergangszeit bleibt.
Vom Beruf in die Familie und wieder zurück
Für Frauen wirkt sich die Familienphase im Allgemeinen stärker aus als für Männer. Für Frauen bedeutet es oft, dass sie einen Hauptteil der Care-Arbeit übernehmen und ihre Arbeitszeit reduzieren. Wenn die Kinder dann größer werden und sich psychisch und physisch aus dem Elternhaus verabschieden, bedeutet das eine weitere größere Veränderung, die auch als Empty Nesting bekannt ist. Auch diese Veränderung braucht Zeit. Über die gemischten Gefühle, die in dieser Zeit besonders an Muttertag auftreten können, habe ich in diesem Beitrag geschrieben.
Von der ersten in die zweite Lebenshälfte
Während wir bei Kindern noch bereit sind zu akzeptieren, dass der Übergang Zeit braucht und diese Phase alles andere als einfach ist, so fällt es vielen Frauen schwer, diesen Umstand für sich selbst zu akzeptieren. Woher ich das weiß? Nun, ich hatte einen Online-Kurs zum Thema Aufbruchs-Sehnsucht Lebensmitte durchgeführt und durch die Rückmeldungen gelernt, dass einigen Frauen gar nicht bewusst war, dass sie sich in einer Übergangsphase befinden und dass Entwicklungen nicht so schnell gehen, wie wir das gerne hätten.
Viele haben in der ersten Lebenshälfte gelernt, möglichst effizient zu funktionieren, um die vielfältigen Anforderungen unter einen Hut zu bringen. Jedoch ist die erste Lebenshälfte irgendwann vorbei und vermutlich wollen viele gerne im gewohnten Modus – ohne viel Zeit zu verlieren – in die nächste Phase springen. Und dabei stellen sie fest: das funktioniert so nicht. Das ist schwer auszuhalten. Wir haben nicht gelernt, mit Unsicherheiten gut umzugehen und je nach Typus reagieren wir unterschiedlich: die einen durch Aktionismus, die anderen durch Untätigkeit darauf. Beides ist nicht hilfreich.
Was ist die Übergangszeit?
Die Übergangszeit ist eine Art Niemandsland. Wir sind nicht mehr jung, aber auch noch nicht alt. Man weiß oder ahnt bereits, dass das Alte nicht mehr trägt und etwas Neues kommen muss, aber das Neue ist noch nicht greifbar. Oder es zeigt sich bereits, aber wir können das Alte noch nicht loslassen. Leider steht kein Ortsschild dran an diesem Niemandsland
Im Rückblick stelle ich fest, dass ich relativ lange gebraucht habe, zu erkennen, dass die Familienzeit vorbei ist. Lange habe ich noch versucht, konstruktive Vorschläge für gemeinsame Familienaktivitäten aus dem Hut zu zaubern. Allein: die Kinder fanden das gar nicht mehr spannend und haben teilweise nur noch mürrisch mitgemacht. Wenn ich dann andere Familien gesehen habe, bei denen die fast erwachsenen Kinder noch Spaß an gemeinsamen Aktivitäten hatten, hat es mir regelrecht ins Herz geschnitten. Aber irgendwann habe ich dann verstanden, dass es Zeit ist loszulassen, und mich nach vorne zu orientieren.
Woran erkennst du die Übergangszeit?
Im Buch Kurswechsel im Beruf von Monika Birkner habe ich eine schöne Checkliste gefunden, die Kennzeichen für diese Übergangszeit enthält:
- Du hast keine Vorstellung von der (beruflichen) Zukunft
- Du siehst viele Möglichkeiten, kannst dich aber nicht entscheiden
- Du willst heute dieses und morgen jenes
- Deine Kompetenz scheint dir abhandengekommen zu sein
- Du sehnst dich nach einer Auszeit
- Du hast wenig Energie
- Du hast wenig Lust auf Geselligkeit
Durch die Kennzeichen wurde mir deutlich, dass dieser Übergang Energien bindet. Sehr häufig sind wir ja trotzdem eingebunden in das ganz normale Leben mit seinen vielfältigen Herausforderungen. Das führt dann vielleicht dazu, dass die Phase noch länger andauert, weil es – wie bei den Heranwachsenden – nicht genügend Bandbreite gibt für die Weichenstellung.
Wie kannst du die Übergangszeit gestalten?
Monika Birkner empfiehlt, in dieser Phase offenzubleiben und sich nicht zu Entscheidungen zu zwingen. Wir dürfen akzeptieren, dass dieser Häutungsprozess Zeit braucht. Der Vorteil dieser Phase ist, dass wir im Niemandsland nichts entscheiden müssen. Wenn wir es schaffen, diese Phase bewusst wahrzunehmen, dann können wir ihre Freiheiten genießen, ohne uns selbst unnötigen Druck zu machen. Dennoch musst du nicht völlig untätig bleiben. Es gibt durchaus Strategien, um gut durch diese Zeit zu kommen. So kannst du dich beispielsweise damit beschäftigen, dich selbst besser kennenzulernen: Was ist dir wirklich wichtig im Leben? Was soll durch dich in die Welt kommen? Im Online-Kurs Aufbruchs-Sehnsucht Lebensmitte haben wir genau das getan. Für diesen Kurs habe ich auch eine Liste erstellt mit möglichen Aktivitäten in der Übergangszeit.
Noch etwas Tröstliches zum Schluss: bis auf sehr wenige Ausnahmen, schaffen wir alle den Ausstieg aus der Übergangszeit. Während ich diese Zeilen schreibe, scheint draußen die Frühlingssonne. Das ist genau das Lebensgefühl, was das Ende der Übergangszeit einläutet. Nichts hält uns mehr in der Wohnung – wir wollen raus an die Luft, die Sonne auf die Haut scheinen lassen und mit frischem Schwung das Leben genießen. Darauf dürfen wir vertrauen – auch wenn es im Winter manchmal schwer vorstellbar ist.
Dir hat der Beitrag gefallen und du willst keinen weiteren Beitrag mehr verpassen?
Dann trage dich für meinen Newsletter, korinas buntbrief, ein. Du erhältst alle 2 Wochen Impulse, Strategien und Tipps für deine persönliche Weiterentwicklung in der Lebensmitte. Und falls dir der buntbrief wirklich nicht gefallen sollte, kannst du dich jederzeit mit einem Klick wieder davon abmelden.
Auf den Punkt gebracht. Genau das macht diese Lebensphasen so herausfordernd. Sich die Zeit zu lassen und zu nehmen. Darauf zu vertrauen, dass die Energie wieder zurückkommt und dann Entscheidungen gefällt werden können. Danke für diesen tollen Blogbeitrag liebe Korina.
Danke liebe Anita. Du kennst dich mit dieser Thematik ja auch bestens aus und weißt von deinen Kundinnen, wie herausfordernd diese Zeit sein kann. Herzliche Grüße, Korina
Pingback: Frauen Power – meine Bestenliste - Anita Scherhag