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„Claudia Kielmann: Seit der Trennung weiß ich sehr gut, was ich alles kann, bin selbstbewusst und lebe meine Träume aus.“

Claudia Kielmann und ich haben uns in der Content Society kennengelernt. Weil Trennungen in der Lebensmitte ein relevantes Thema sind, erschien es mir spannend, mit einer Trennungsexpertin zu sprechen. Claudia ermutigt Frauen dazu, ihr Leben zu gestalten. Das hat mich sehr angesprochen, denn auch ich setze mich dafür ein, dass Frauen in der Lebensmitte das Leben so gestalten, dass es zu ihnen passt (und nicht umgekehrt). Wir haben dieses Interview schriftlich geführt, d.h. ich habe Claudia einige Fragen zugesandt und sie hat sie schriftlich beantwortet. Es ist ein sehr interessantes Interview geworden, das zeigt, dass Frauen in schwierigen Partnerschaften nicht dort ausharren müssen. Natürlich braucht es Mut und Selbstvertrauen für diesen Weg – und eine gute Begleitung.

Deine Webseite heißt “Stark nach Trennung” – wie ist dieses Thema zu dir gekommen?

2009 habe ich persönlich eine Trennung durchlebt. Damit änderte sich für mich und auch für meine beiden Kinder das Leben radikal. Es war eine emotional und finanziell sehr harte Zeit. Obwohl ich selbst ausgebildeter Coach und Trainerin bin, war der Weg raus aus dieser prägenden Zeit für mich sehr schwierig. Deshalb ist es mir ein Herzensanliegen, Frauen, die in der gleichen Situation sind, zu unterstützen, damit sie schneller und einfacher wieder zurück ins Leben kommen als ich damals. Wer mehr über meinen Weg wissen möchte, kann gerne diesen Blogartikel über meinen Lebensweg lesen.

Claudias Webseite (Grafik: Claudia Kielmann)

Du erwähntest gerade deine eigene schwierige Scheidung. Welche Erkenntnisse hat dir diese schwierige Erfahrung geschenkt?

Ich habe damals einen großen Fehler begangen: ich habe mir keine Unterstützung in Form von Coaching oder Therapie geholt. Deshalb habe ich sehr lange gebraucht, um meine Bedürfnisse und Träume zu erkennen und umzusetzen. Ich bin sozusagen den langen, sehr steinigen Weg gegangen und habe jeweils die Abkürzung in dem Prozess verpasst.
Allerdings weiß ich jetzt sehr gut, was ich alles kann, bin selbstbewusst und lebe meine Träume aus. Ohne die Scheidung wäre ich womöglich immer noch die „alte“ Claudia geblieben und das wäre sehr schade gewesen.

Welche Unterstützung bietest du für Frauen in Trennung an?

Im Moment biete ich hauptsächlich Coachings an. Dies ändert sich im nächsten Jahr, denn ich erstelle gerade einen Gruppen-Online-Kurs. Zusätzlich werde ich eine Art Membership aufbauen. In dieser Gruppe kann ich schnell und preiswert Frauen jederzeit mit ihren Fragen und Schwierigkeiten zur Seite stehen.
Es gibt noch weitere Ideen, die ich im nächsten Jahr an den Start bringen möchte. Hier spielt besonders die persönliche Weiterentwicklung eine große Rolle. Denn genau diese bringt uns Frauen nach einer Trennung wieder dazu, unsere Träume und Bedürfnisse nicht nur zu kennen, sondern dann auch umzusetzen.

Das Wichtigste für mich ist, dass die Frauen genau die Unterstützung erhalten, die sie brauchen. Deshalb mache ich immer erst ein Kennenlern-Gespräch, um den genauen Bedarf/Wunsch zu klären. Erst danach besprechen wir gemeinsam, wie das Ziel dieser Frau umgesetzt werden kann.

Wann kommen typischerweise deine Klientinnen zu dir – eher vor oder nach der Trennung? Gibt es aus deiner Sicht einen optimalen Zeitpunkt?

Es gibt leider keinen optimalen Zeitpunkt, denn bei jeder Frau ist die Situation anders gelagert. Mal muss die Frau in einer toxischen Beziehung verbleiben, weil sie keine bezahlbare Wohnung findet. Oder sie ist aufgrund von fehlendem Selbstbewusstsein nicht in der Lage, die Entscheidung FÜR die Trennung wirklich zu treffen. In einer anderen Situation wurde die Trennung einvernehmlich getroffen, aber die Frau kann ihre/n ehemalige/n Partner/in nicht loslassen.

Deshalb kommen Frauen zu den unterschiedlichsten Zeitpunkten zu mir. Also immer dann, wenn eine Frau an einem Punkt ist, an dem sie gerade Hilfe benötigt. Das kann vor, während oder nach der Trennung sein.

Vermutlich verharren Frauen länger in unguten Beziehungen als ihnen guttut. Kannst du das bestätigen? Und was sind deiner Meinung nach die Gründe dafür?

Ja, das stimmt. Viele Frauen bleiben oftmals viel zu lange in einer Beziehung, die nicht nur nicht gut ist, sondern oftmals toxisch ist. Unter einer toxischen Beziehung versteht man Partnerschaften, die uns nicht guttun, die uns Kraft und Energie rauben und uns regelrecht körperlich und seelisch krank machen. Oftmals hat man am Anfang der Beziehung ein ungutes Gefühl, kann dies aber nicht genau festmachen, warum dies so ist. Deshalb wird dann dieses Bauchgefühl ignoriert.

Es gibt auch viele Frauen, die bereits früher schon in einer toxischen Beziehung waren und eine „normale“ Partnerschaft gar nicht kennen und deshalb wieder eine solche Verbindung eingehen. Ein anderer Grund ist, dass bereits die Ehe der Eltern toxisch war und deshalb diese Art einer Partnerschaft unbewusst als selbstverständlich und natürlich wahrnimmt.

Wenn Frauen merken, dass ihre Partnerschaft sie psychisch und physisch krank macht, trauen sie sich oftmals aus vielerlei Gründen nicht, diese Partnerschaft zu beenden. Sie haben regelrecht Angst, sich zu trennen. Das wird leider noch dadurch verstärkt, dass es immer noch Verwandte und Bekannte gibt, die den Frauen davon abraten, zu gehen. Eine Klientin musste sich beispielsweise von ihrer Mutter anhören, dass sie sich nicht so anstellen solle.

Oftmals ist der/die Partner/in in der Öffentlichkeit lieb und nett, sodass den Frauen einfach nicht geglaubt wird, wie sich der Ton in den eigenen vier Wänden radikal ändern kann. Weitere Gründe sind auch Scham, Angst vor der Einsamkeit und sehr häufig ein fehlendes Selbstbewusstsein. Auch die Drohung, dass die Frau bei einer Trennung dann nie wieder ihre Kinder sehen kann, veranlasst sie häufig, weiterhin in dieser Beziehung zu verharren.

Der Hauptgrund ist aber oftmals das Geld. Die Frage, wie sie (und ihre Kinder) eine bezahlbare Wohnung finden und dann noch einigermaßen leben können, hält sehr viele Frauen in Partnerschaften, die keine mehr sind. Rund 43% der Haushalte von Alleinerziehenden war im Jahr 2021 von einer Einkommensarmut betroffen (Durchschnitt in Deutschland). Diese Zahl steigt leider jedes Jahr an und es betrifft überwiegend Frauen.

Zum Thema fehlendes Selbstbewusstsein gibt es eine passende Geschichte aus deinem Leben. Du hast dir in der Grundschule anhören müssen, dass du keine Aufsätze schreiben könntest. Dennoch hast du eine Zeit lang die Kindergartenzeitung Konfetti mit herausgegeben und hast einen eigenen Blog. Wie kam es zu dieser positiven Veränderung?

Da hast du recht – das liest sich auf den ersten Blick erstaunlich. Bei der Kindergartenzeitung „Konfetti“ war ich so eine Art Chefredakteurin, das heißt ich habe (fast) keine Artikel geschrieben, sondern nur nach Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler sowie nach Verständnisproblemen die Beiträge gegengelesen. Dies konnte ich sehr gut, da ich beruflich eine Zeit lang Seminare mit diesen Inhalten gegeben habe.
Aber nachdem ich mir selbst auf die Spur kam und den tief verborgenen Glaubenssatz „Ich kann nicht schreiben“ erkannt habe, konnte ich aktiv etwas dagegen tun. In einer kleinen Gemeinschaft habe ich meine ersten Erfolge im Schreiben von Geschichten, Gedichten und Statements gehabt.

Kurze Zeit später haben mich meine Wege dankenswerterweise zu Judith Peters und ihre Content Society geführt. Ihr Motto „Blog like nobody´s reading!“ hat mir noch zusätzlich die Angst genommen, nicht gut genug für einen Blog zu sein. Seit ungefähr einem Jahr blogge ich nun mit vielen interessanten Menschen und kann so meinem ehemaligen Glaubenssatz bei jedem veröffentlichten Artikel eine lange Nase zeigen.

Judith Peters, die in der Conent Society, die Methode des dynamischen Bloggens vermittelt (und noch einiges anderes mehr)
Grafik: Judith Peters

Ein weiterer Themenschwerpunkt ist Resilienz, also die psychische Widerstandskraft auch in Belastungssituationen. Warum ist dir dieses Thema wichtig?

Jede Veränderung und jedes Ereignis kann Stress auslösen und damit auch bei jedem Menschen eine Krise bewirken. Dabei ist es egal, was es ist, denn Resilienz ist bei jedem unterschiedlich, also sehr individuell. Je besser wir unseren „Resilienzmuskel“ trainieren und widerstandsfähiger werden, desto besser können wir mit schwierigen und unvorhersehbaren Ereignissen umgehen. Dabei ist nicht gemeint, dass wir abstumpfen und Schwierigkeiten einfach hinnehmen sollen, sondern dass wir lernen, mit solchen Gegebenheiten umzugehen und daraus gestärkt hervorzugehen.
Wenn wir dies lernen und gut umsetzen, also resilienter werden, können wir unser Leben besser leben. Für mich ein wichtiger Bestandteil bei der Überwindung einer Trennung.

Vielen Dank, liebe Claudia, für diese interessanten Einblicke.

Hier gibt es mehr Infos über Claudia und Vernetzungsmöglichkeiten:


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