Im Gespräch mit Finanzcoachin Bettina Peetz
Einerseits regiert Geld die Welt, andererseits heißt es: Über Geld spricht man nicht. Ja, was denn nun?
Ich finde, dass insbesondere Frauen (spätestens) ab der Lebensmitte sehr wohl über Geld sprechen sollten. Deshalb habe ich mit Bettina Peetz ein Interview gemacht. Bettina ist Finanzcoachin für Frauen ab 50 – und hat einiges zu diesem Thema zu sagen.

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Ein paar Fakten vorweg:
Die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt beträgt für Frauen 83 Jahre, für Männer 78. Der Gender Pension Gap – also die Lücke zwischen den Alterseinkünften – lag 2024 bei 27,1 %.
Diese Zahl ist zwar mit Vorsicht zu genießen, da Haushaltssituationen nicht berücksichtigt wurden – aber Fakt ist: Frauen stehen finanziell oft schlechter da. Und wer noch zweifelt, sollte diese Zahl kennen: 20,8 % der Frauen ab 65 Jahren gelten als armutsgefährdet – bei Männern sind es 15,9 %.
Das Interview
Bettina, warum ist es gerade für Frauen ab 50 so wichtig, sich mit ihren Finanzen zu beschäftigen?
Mit 50 ist der Ruhestand noch nicht ganz nah, aber auch nicht mehr weit weg. Wer sein Leben später frei gestalten will – reisen, genießen, sich Wünsche erfüllen – braucht Geld. Die gesetzliche Rente reicht da oft nicht aus.
Viele Frauen haben nach der intensiven Familienphase wieder mehr Zeit – und können jetzt noch richtig was bewegen. Aber: Wer nicht hinschaut und nicht handelt, wird später abhängig – vom Partner, vom Staat oder vom Zufall. Und das ist kein gutes Gefühl. Geld bringt nicht nur Sicherheit, es stärkt auch das Selbstwertgefühl. Ich weiß das aus eigener Erfahrung.
Wie war das bei dir persönlich?
Ich habe erst mit 53 angefangen, mich wirklich um meine Finanzen zu kümmern. Vorher habe ich zwar gespart und investiert – aber alles meinem Finanzberater überlassen. Ich dachte: Der wird’s schon machen. Hat er aber nicht. Mein Geld wuchs kaum, es hat sich gerade so gegen die Inflation gestemmt
Dann habe ich verstanden: Niemand kümmert sich so gut um mein Geld wie ich. Ich habe mir Wissen angeeignet, angefangen in Aktien zu investieren – und es lieben gelernt. Es ist nicht kompliziert, braucht wenig Zeit (eine Stunde im Monat reicht) – und macht unabhängig.
Nachdem ich mich 3 Jahre selbst um meine Finanzen gekümmert habe, konnte ich meinen Job aufgeben. Ich wollte immer mit 55 finanziell frei sein. Das hat dann auch geklappt – nur ein Jahr später als geplant.
Dein Ziel war, mit 55 finanziell frei zu sein. Wie kam’s dazu?
Ich habe mit 25 einen zehn Jahre älteren Mann geheiratet. Mein Traum war, mit ihm zu reisen, wenn er in Rente geht. Dafür wollte ich selbst frei sein – vor allem finanziell. Diesem Ziel bin ich treu geblieben, auch wenn ich den Mann unterwegs verloren habe.
Es gab noch einen zweiten Grund: Ich konnte mich ganz schwer für einen Beruf entscheiden. So viele Möglichkeiten und ich interessierte mich für alles, aber für nichts so richtig. So hatte ich immer die fröhliche Aussicht – mit 55 kann ich nochmal neu starten.
Viele Frauen haben sich bisher kaum um ihre Finanzen gekümmert, geschweige denn aktiv investiert. Was sagst du ihnen?
Fang heute an – wirklich heute!. Es ist nie zu spät, aber je früher, desto besser. Viele Ängste lösen sich schnell auf. Fast alle meine Kundinnen sagen: „Hätte ich gewusst, wie einfach das ist, hätte ich viel früher losgelegt.“
Und wenn jemand ein starkes Sicherheitsbedürfnis hat?
Sicherheit ist wichtig – aber Geld auf dem Giro- oder Sparkonto ist keine Lösung. Dort verliert es durch Inflation an Wert. Langfristig sind Aktien und ETFs* die einfachste Möglichkeit, auch mit kleinem Geld Vermögen aufzubauen.
* Unter Exchange Traded Funds versteht man börsengehandelte Indexfonds, die die Wertentwicklung bekannter Marktindizes eins zu eins abbilden. Durch die breite Streuung in viele verschiedene Firmen sind sie langfristig risikoarm und kosten wenig Gebühren.
Wie finde ich heraus, wie es um meine Altersvorsorge steht?
Drei Dinge solltest du tun:
- Schau dir deine Renteninformation an – und zwar nicht nur überfliegen, sondern wirklich lesen und verstehen. Ein guter Helfer ist der BR-Rentenrechner.
- Verschaffe dir einen Überblick über all deine Vermögenswerte – alles zählt: Sparbuch, Bausparvertrag, Lebensversicherung, Immobilien….
- Analysiere deine Einnahmen und Ausgaben: Was brauchst du im Ruhestand wirklich? Welche Träume hast du? Und dann schau dir die Wirkung der Inflation an, z.B. mit einem Inflationsrechner. Spätestens hier wirst du heulen. Aber das ist die Realität.
Diese drei Schritte geben dir einen klaren Überblick. Viele meiner Kundinnen sind positiv überrascht, andere erkennen: Es wird eng – aber nun können sie gezielt handeln.
Um die finanziellen Möglichkeiten sichtbar zu machen, habe ich übrigens den (kostenpflichtigen*) Vermögens-Rechner entwickelt: www.wielangereichtmeingeld.de. Mit der Eingabe von nur 9 Zahlen kann jede Frau sehen, wo sie finanziell steht und was sie verändern kann.
Eine Kundin hat zum Beispiel klar erkannt, dass sie noch 3 Jahre länger arbeiten sollte. Außerdem hat sie das erste Mal für eine Gehaltserhöhung gekämpft, um mehr Geld zum Sparen und Investieren zu haben.
* Der Vermögens-Rechner kostet 29,95 EUR.
Was tun, wenn es knapp wird mit der Rente?
Zuerst einmal: Keine Panik – es gibt Stellschrauben. Vor allem diese fünf helfen:
- Einkommen erhöhen – Gehalt verhandeln, besser bezahlter Job, z. B. mit einem Nebenjob
- Länger arbeiten – ein, zwei Jahre mehr können viel ausmachen
- Mehr sparen – auch kleine Beträge machen langfristig einen Unterschied
- Ausgaben senken – oft steckt Sparpotenzial im Alltag
- dieses Geld clever investieren – damit dein Geld für dich arbeitet
Wichtig: Nicht den Kopf in den Sand stecken. Wer handelt, ist klar im Vorteil.
Was hat dich motiviert, Frauen finanziell zu unterstützen?
Ich habe mich selbst lange nicht gekümmert – Familie, Job, Alltag schienen wichtiger. Als ich entdeckt habe, wie einfach und wirkungsvoll es ist, regelmäßig zu sparen und in Aktien zu investieren, dachte ich: Warum wissen das so wenige Frauen?
Früher habe ich als Geschäftsleiterin bei Jako-O Familien unterstützt. Jetzt sind meine eigenen Kinder groß und ich stehe an einem anderen Punkt. Jetzt ist meine Mission, Frauen zu helfen, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen.
Die meisten meiner Kundinnen sind übrigens Frauen, die “plötzlich” zu Geld gekommen sind – durch eine Abfindung, Erbschaft, Versicherung oder Scheidung. Jetzt wollen sie alles richtig machen und mit diesem Geld langfristig gut für sich sorgen.
Was möchtest du Frauen ab 50 unbedingt mitgeben?
Übernehmt selbst die Verantwortung – nicht der Partner, nicht der Bankberater. Es geht um euer Leben. Und: Redet über Geld. Mit euren Töchtern, Enkelinnen, Freundinnen. Der Satz „Über Geld spricht man nicht“ hält uns davon ab, uns gegenseitig zu stärken.
Über Bettina Peetz
Bettina ist Finanzcoachin für Frauen ab 50. In ihrem 1:1 Coaching unterstützt sie Frauen dabei, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen – raus aus der Blackbox, rein ins eigene Depot. Seit ihrem ersten Aktienkauf 2016 ist sie überzeugt: Geldanlage darf leicht sein – und bringt, gut gemacht, solide Rendite. Ihr Ziel: 8 % pro Jahr – bislang erfolgreich.
📍 Mehr über Bettina: www.frauen-finanz-coaching.de
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