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„Ich finde, man sollte in jedem Lebensabschnitt mutig sein.“

Judith Peters ist die Gründerin der Content Society und meine Blog- und Businessmentorin. Judith ist für mich ein Vorbild an Mut und Lebensgestaltung. Sie hat mir den entscheidenden Anstoß für meine diesjährige Adventsaktion „Dezember-ohne-Geländer“ gegeben, in der es darum geht, auf spielerische Art den Mutmuskel zu trainieren. Und weil auch zum Bloggen Mut gehört, haben Judith und ich in einem Facebook-Live über Mut gesprochen. Es gab interessante Einblicke auch zum Thema Mut in der Lebensmitte. Die verlinkten Audio-Dateien stammen aus diesem Interview.

Judith, auf deiner Homepage sprichst du von Content-Ängst. Was ist das genau?

Content-Ängst ist etwas, das mich jahrelang gequält hat. Es ist die Angst davor, mit unseren eigenen Meinungen und Texten sichtbar zu werden. Es wird begleitet von Gedanken wie „Das interessiert doch niemanden“, „Wer will das lesen?“ oder „Ich muss doch erst perfekt sein, bevor ich darüber schreiben kann“, und so weiter. All diese Gedanken summieren sich zu einer großen Blockade, die ich 2018 Content-Ängst getauft habe.

Wie bist du mit deiner eigenen Content-Ängst umgegangen?

Ich habe 2018 wieder mit dem Bloggen angefangen und auch über Content-Ängst geschrieben. Das war mutig, denn eigentlich dachte ich damals, dass mich jetzt bestimmt alle hassen und nicht mehr buchen würden, weil ich als Texterin über Content-Ängst schrieb. Aber genau das Gegenteil ist passiert. Der Mut hat sich also gelohnt.

Welche Empfehlungen gibst du anderen Bloggern, die auch diese Content-Ängst kennen?

Der wichtigste Schritt ist: Du klickst diesen Veröffentlichen-Button! Und zwar nicht nur einmal, sondern du klickst ihn immer wieder mit kurzen Zeitabständen dazwischen. In der Content Society sagen wir ja einen Artikel pro Woche. Das ist schon sehr gut, um die Content-Ängst zu überwinden.

Vielleicht sollte man nicht gleich am Anfang Blogartikel schreiben, mit einer starken Haltung schreiben (z.B. ein sogenannter Rant, also eine Schimpftirade). Ich empfehle für den Anfang etwas Unverfängliches wie bspw. „Was ist …?“ oder Tipps für dein Thema. Auch „Fun Facts“ oder „Warum ich xy liebe“ sind ein guter Einstieg.

Eine große Angst, die hinter dem „sich zeigen“ steht, ist die Angst vor dem Shitstorm. Du hast schon über 2000 Blogartikel geschrieben. Hattest du schon einmal einen Shitstorm?

Als Bloggerin nie. Aber als Texterin in der Werbeagentur. Ich hatte für Ferrero Texte für die Kinderschokolade-Verpackung entworfen, über die sich rechts orientierte Gruppierungen aufgeregt haben. Aber erstens war ich als Texterin nicht im Zentrum des Sturms und außerdem ging dieser Schuss für die Querulanten sehr schnell nach hinten los. 

Die Verpackungen, die für Wirbel gesorgt haben

Du veranstaltest seit ein paar Jahren die sehr erfolgreiche Jahresrückblog-Challenge. Erzähl doch mal, was das ist.

Der Jahresrückblog ist meine epische Challenge, die aus einer Schnapsidee heraus entstanden ist – so wie ungefähr alles in meinem Business. Irgendwann habe ich mir gedacht, dass wir einen Jahresrückblick schreiben müssen. Bei der ersten Challenge 2018 waren so um die 7 Frauen dabei. Dann dachte ich mir, dass das größer werden müsste, weil ich gesehen habe, was das für eine tolle Wirkung hat, wenn man so einen Jahresrückblick schreibt. Und dann habe ich einfach damit weitergemacht. Letztes Jahr wurden dann schon 350 Jahresrückblicke unter meinem Blog veröffentlicht.

Ich habe bei mir selbst festgestellt, welche persönliche Weiterentwicklung durch das Reflektieren über das vergangene Jahre entsteht. Es ist eine geile Übung, einfach mal alles aufzuschreiben, was es wert ist, festgehalten zu werden. Sich selbst darüber klar zu werden, was man im vergangenen Jahr so alles erlebt und geschafft hat, weil uns erst durch das Nachdenken darüber diese Dinge wieder ins Bewusstsein kommen. Wie oft höre ich von Teilnehmerinnen als spontane Reaktion, dass doch eigentlich gar nichts passiert sei. Und wenn sie dann anfangen zu reflektieren, fällt ihnen ein, dass da sehr wohl viel passiert ist. Und dann fällt ihnen auf, wie toll eigentlich so ein Jahr ist. Wir vergessen gefühlt um die 95 % und erinnern oft nur das Negative. Ich finde aber: Wir müssen das Positive aufschreiben – das ist Jahresrückblog!

Wenn du noch nie davon gehört hast und auch gerne dabei sein willst, dann melde dich am besten gleich an: Jahresrückblog-Challenge

Meine eigene Adventsaktion ist auch so eine Schnapsidee  – und du hast deinen Anteil daran. Ich erzähle mal kurz, wie es dazu kam.

In der Content Society bietest du regelmäßige Blog & Business Termine an. Du hattest uns bereits im Oktober darauf eingeschworen, dass für die Online-Unternehmerinnen besonders das Jahresende und der Jahresanfang wichtige Monate sind. Deshalb hatte ich mir etwas Schönes für den Jahresanfang überlegt. Ich war mir unsicher, ob ich dann auch noch im Dezember etwas machen sollte. Mein Glaubenssatz „Das ist zu viel für meine Zielgruppe“ war am Werk. Gerne hätte ich von dir gehört, dass ich den Dezember links liegen lassen kann, wenn ich schon für Januar was vorhabe. Aber es kam wie es kommen musste: Du meintest, dass ich das auf keinen Fall tun sollte. Und weil du mein Manifest für die Lebensmitte gelesen hattest, hast du gemeint, dass dich darin das Thema Mut am meisten angesprochen hat.  Eine halbe Stunde nach dem Blog & Business Treffen hatte ich den Titel und das Konzept für die Aktion: Dezember ohne Geländer – Die Advents-Challenge mit Bitzelfaktor.


Judith, ich nehme dich als mutig wahr. Was war das Mutigste, das du je gemacht hast?

Oh. Keine Ahnung …. Ob das jetzt Kinder kriegen war? Nach kurzem Nachdenken: Ich glaube, mein erster Online-Kurs hat viel Mut erfordert. Dass ich den gemacht habe, da bin ich immer noch stolz auf mich. Eigentlich alles, das ich zum ersten Mal mache, vor dem ich wahnsinnig große Angst habe.

Wenn du an meiner Advents-Challenge teilnehmen würdest, welchen MUTAusbruch würdest du dann verwirklichen?

Ich brauche jedes Mal einen MUTAusbruch, wenn ich Jahresrückblog mache. Alle denken, dass ich das ja jedes Jahr mache, aber es sind ja immer neue Leute dabei, die ich nicht kenne. Mutig ist auch, wenn ich die Facebook-Ads schalte. Damit gehe ich in die Arena raus und regelmäßig werde ich von um die 10% der Leute gedissed, die sich über die Ads aufregen. Ich weiß schon vorher, dass das kommt und brauche den Mut, um es trotzdem zu machen.


Was hilft dir dabei, immer wieder in die Arena zu gehen?

Ich finde die Emotionen ja auch schön, die ich dabei habe. Dass ich nicht abstumpfe. Das ist wie ein Abenteuer. Wenn es „normal“ wäre, würde es mir vielleicht keinen Spaß mehr machen. Es hat viel damit zu tun, die Lebendigkeit zu spüren. Wenn ich das erste Mal live gehe in so einer Challenge, dann rauscht das Blut und ich spüre meinen Herzschlag überall im Körper.  

Ich bin Midlife-Coach. Was denkst du über Mut in der Lebensmitte?

Ich finde es problematisch, dass das Thema „Mut“ so jung besetzt ist. Es ist in Ordnung als Teenager mutig zu sein. Da geht man vielleicht auf Demos. Und auch in den 20ern ist es in Ordnung. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass unsere Gesellschaft keine mutigen Frauen in der Lebensmitte haben will. Die sollen gefälligst dort bleiben, wo sie sind. Jetzt, wo ich selber in der Lebensmitte bin, erscheint es mir wie ein Privileg der Jugend, mutig sein zu dürfen.

Meine Mutter ist jetzt 80 und macht demnächst ihre erste Weltreise. Ich finde das super. Aber es ist etwas, das andere sofort als negativ sehen. Da kommen Kommentare wie „oh, das ist aber gefährlich“ oder „bist du sicher, dass du das machen willst?“ Es kommt mir so vor, als ob es sofort abgewertet wird, wenn man in einem gewissen Alter mutig sein will. Das finde ich schade. Ich finde, man sollte in jedem Lebensabschnitt mutig sein.

Liebe Judith, vielen Dank für dieses inspirierende Gespräch.


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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Marita

    Ein tolles Interview. Mut gehört in jedes Lebensalter, finde ich. Ich finde Menschen toll, die mit 60 nochmal durchstarten. Oder die einfach mutig was machen, was keiner macht. Für die es diese geistigen Grenzen einfach nicht gibt. Ein gutes Beispiel ist für mich Iris Apfel.

    Ja, man riskiert Widerstand im außen, aber mittlerweile bin ich das gewohnt 😉

    Gruß,
    Marita

    1. Korina Dielschneider

      Liebe Marita,
      es freut mich sehr, dass dir das Interview gut gefällt. Iris Apfel finde ich auch sehr beeindruckend. Wenn wir noch ein paar Jahre durchhalten, können wir für die Jüngeren die Vorbilder sein 😉
      Sehr herzliche Grüße, Korina

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