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Mein Jakobsweg 2024: Einfach mal abschalten!

Auch 2024 bin ich ein Stück des Jakobswegs gegangen. Dieses Mal von Dole nach Cluny, also im Wesentlichen durch das wunderschöne Burgund. Wie es mir dabei ergangen ist und welche Erfahrungen und Erkenntnisse ich gerne festhalten und teilen möchte, dafür habe ich diesen Blogbeitrag geschrieben.

Vor dem Start

Obwohl ich beim Schreiben dieses Beitrags schon wieder zu Hause bin, weiß ich noch sehr genau, wie es mir am Vorabend ging. Ich sollte mich freuen: 2 Wochen Zeit für mich. Doch ich tat mich schwer mit dem Freuen. Im Untergrund lauerte eine diffuse Angst, es nicht zu schaffen. Dabei habe ich keine Höchstleistungen vor. Aber bereits seit Tagen hatte ich zwei Blasen an den Füßen (nicht schmerzhaft) und immer mal wieder zwickte es im Rücken oder im Knie. Was, wenn ich mir eingestehen müsste, dass die Zeit der Mehrtageswanderungen vorbei sind? Kein schöner Gedanke. Es kam glücklicherweise anders.

Die Route meines Jakobswegs 2024

Mit dem Zug von Karlsruhe über Strasbourg und Dijon nach Dole und von dort aus zu Fuß weiter. Über mir zuvor vollkommen unbekannte Orte: Sampans, St Jean de Losnes, Abbaye de Citeaux, Nuits St. Georges, Beaune, Chagny, Jambles, St-Gengoux-le-National (wo mein Mann dazustieß), Massilly und schließlich – mit einem Abstecher nach Taizé zum Endpunkt in Cluny. Insgesamt 190 km in 10 Tagen.

Dank komoot habe ich den Weg sehr leicht gefunden – oft war er sehr gut ausgeschildert, aber manchmal fehlten die Zeichen (oder ich habe sie nicht gefunden). Ich würde den Weg jedenfalls nicht ohne technische Unterstützung laufen. Auch andere Dinge haben sich als sehr nützlich erwiesen.

Unverzichtbare Helferlein

Es sind manchmal die unscheinbaren Dinge, die sich als unverzichtbar erweisen. So z.B. ein Herrenstofftaschentuch. Das hat mir als ich am Ufer der Saone völlig unerwartet und sehr plötzlich im Matsch gelandet bin, sehr gute Dienste bei der anschließenden Säuberungsaktion geleistet. Auch sonst kann man so ein Stofftaschentuch immer wieder brauchen: Zum Schweiß abwischen, Brille saubermachen, Hände abtrocknen. Alles, nur nicht zum Naseputzen.

Ebenfalls unverzichtbar für mich sind die Wanderstöcke: sie entlasten die Knie, helfen beim Bergaufgehen, verhindern das Anschwellen der Finger und weisen Brombeerranken in ihre Schranken. Ein weiteres sehr nützliches Helferlein ist ein Strickponcho aus feinster Baby-Alpakawolle. Wiegt fast nichts und wird von mir meist als Halstuch getragen. Dieses Jahr war das Wetter nicht ganz so toll, vor allem war es nicht so heiß wie in den Jahren davor. Da war ich sehr froh über dieses wärmende Kleidungsstück. Ebenfalls froh war ich über den Regenschirm. Zwar hatte ich auch eine Regenjacke, aber die Hosen würden ohne den Schirm sehr schnell nass werden bei Regen- und so ein Schirm ist mir einfach sympathischer als eine echte Regenhose. Last but not least: Die Wäscheklammer, um die gewaschene Unterwäsche am Rucksack zu befestigen und zu trocknen. Das ist natürlich keine vollständige Packliste, es sind Dinge, die sich als besonders nützlich erwiesen haben. Insgesamt wog der Rucksack mit Wasser und Proviant 10kg. Ich fand das viel und könnte noch ein wenig Gewicht einsparen. Aber nach ein paar Tagen hatte sich der Körper an das Gewicht gewöhnt.

Bettgeschichten

Ich habe in vielen unterschiedlichen Betten geschlafen. Angefangen vom Schlafsaal im Kloster mit 5 Betten (in denen ich die einzige Übernachtende war) über Airbnb-Zimmer, die ausnahmslos, über ein eigenes Bad verfügten, Chambre d’hôtes, also Zimmer mit Verpflegung und schließlich auch Zimmer, die ich über booking.com gebucht hatte. Ich fand es interessant, so viele unterschiedliche Einblicke zu bekommen. Eine Freundin meinte, sie könnte nicht im Schlafsaal schlafen. Ich weiß auch nicht, ob ich das könnte, wenn er voll besetzt wäre. Ehrlich gesagt, habe ich mir darüber gar keine Gedanken gemacht. Manchmal hilft es, sich nicht zu viele Gedanken zu machen. Entgegen allen Vorurteilen ist dieser Teil des Jakobswegs sehr spärlich frequentiert um diese Jahreszeit. Ich habe zwei Pilger getroffen – einer davon hat sein Leben Jesus übergeben und hat das Pilgern seit über 20 Jahren als ständige Lebensform gewählt.

Bett im Schlafsaal des Klosters Citeaux mit 3 Betten
Der Schlafssal im Kloser Citeaux
Zimmer mit Blick aus dem Fenster in Beaune
Die Airbnb Unterkunft in Beaune
Schlafsaal im Jakobsquartier in St Jean des Losnes
Der Schlafsaal in Saint Jean de Losnes

Wundersame Begebenheiten auf meinem Jakobsweg 2024

Es gab Begebenheiten, die mir wie Wunder vorkamen. Wer jemals an einem regnerischen Tag wandern war und nicht nass wurde, weiß, wovon ich spreche. An einem Tag war der Weg, den ich gehen wollte, durch ein Tor versperrt. In der Ferne grollte ein Gewitter, es fing bereits an zu tröpfeln und der einzige Weg zum Kloster führte – da der Fußweg versperrt war – über eine relativ stark befahrene Straße. Erste glückliche Fügung: Am Straßenrand war eine Art Parkbucht, in die ich mich mit erhobenem Daumen stellte. Zweite glückliche Fügung: Das dritte Auto hielt. Es war eine Frau, die meinte, dass sie angehalten habe, weil ich eine Frau sei. In 3 Minuten hatte sie mich zum Parkplatz der Unterkunft gefahren. Ich lief zum Empfang und kaum war ich drin, öffnete der Himmel die Schleusen. So ein Glück!

An einem Tag mit langer Laufstrecke kam ich abends ziemlich erschöpft im Zimmer an. Ein sehr schönes Zimmer, aber am Ortsrand – das nächste Restaurant ungefähr 1 km entfernt. Plötzlich klopften die Vermieter an die Tür und luden mich zum Essen ein. Ich hatte mich bereits darauf eingestellt, hungrig ins Bett zu gehen! Es wurde ein sehr vergnüglicher Abend.

Vielleicht passieren im Alltag nicht so viele Wunder, weil wir uns eher in bekannten Bahnen bewegen. Vielleicht liegt es auch daran, dass unsere Aufmerksamkeit im „To-Do“-Modus ist. Es war jedenfalls eine sehr beglückende Erfahrung, immer wieder kleinere und größere Wunder auf dem Weg zu entdecken.

Mein persönlicher Höhepunkt: Taizé

Ich bin katholisch und nicht besonders gläubig aufgewachsen. Von Taizé habe ich erst als Erwachsene gehört. Obwohl es eigentlich eher ein Ort für Jugendliche ist, war er für mich ein Sehnsuchtsziel. Es ist der 98. Punkt auf meiner Bucketliste. Wie es oft mit Sehnsüchten ist, könnte ich nicht sagen, was mich daran fasziniert hat. Auf jeden Fall lag Taizé dieses Jahr auf der Route und es war ein wirklich eindrucksvolles Erlebnis. So viele, überwiegend junge, Menschen im Dialog zu sehen und ihren Idealismus förmlich greifen zu können, das hat mich begeistert. Der Gottesdienst mit den wunderschönen Gesängen. Die „coolen“ Teenager, die freiwillig in diesem Gottesdienst waren und mitgesungen und mitgebetet haben. Die große Bruderschaft mit vergleichsweise jungen Mönchen. Das schlichte Grab von Frère Roger im Friedhof an der Dorfkirche. Das alles waren unvergessliche Eindrücke – und es war bestimmt nicht meine letzte Reise nach Taizé.

Korina neben dem Ortsschild von Taizé
Angekommen am Ort der Sehnsucht

Das Thema meines Jakobsweg 2024: Abschalten

Bevor ich mich auf den Weg machte, fragte eine Freundin, ob ich eine Frage mit auf den Weg nehmen würde. Dem war nicht so. Es heißt, dass uns der Jakobsweg das gibt, was wir brauchen, nicht das, was wir wollen. Ich habe ganz offensichtlich gebraucht, endlich einmal abzuschalten. Es hat einige Tage gedauert. Zu Beginn wollte ich noch meine Eindrücke über Instagram teilen. Das habe ich schnell aufgegeben. Mit jedem Tag wurde der Kontakt zu meiner sonstigen Welt weniger wichtig. Vor der Abreise hatte ich noch in aller Eile einen buntbrief verfasst und für den Versand eingeplant. Es stellte sich heraus, dass der aus technischen Gründen gar nicht ausgeliefert worden war. Ich hätte mir den Extra-Aufwand also auch sparen können.

Als Impuls nehme ich mit, bewusster business-freie Zeiten einzuplanen. Auch wenn mir das, was ich tue, wirklich Freude macht, ist es wichtig für die Kreativität und die Balance ganz gezielt Frei-Räume zu schaffen, in denen anderes eine Rolle spielt.

Fazit: Nächstes Jahr geht es weiter

Seit mehreren Jahren bin ich – mal kürzer, mal länger – auf dem Jakobsweg. Es fing vor 5 Jahren an, als ich einen Freund 3 Tage lang begleitet habe. Seither lässt mich der Weg nicht mehr los. Seit letztem Jahr habe ich einen Pilgerausweis und das hat dem Projekt eine andere Verbindlichkeit gegeben. Merkwürdig eigentlich, wie sich so eine Formalie auswirkt. Der Weg zeigt mir jedes Mal etwas Anderes. Er hat nicht umsonst eine so große Anziehungskraft für Viele. Für mich ist er eine Allegorie auf das Leben. Nicht alle Strecken sind schön, nicht immer fällt das Gehen leicht. Und trotzdem heißt es: Einfach immer weitergehen!

Wegweiser auf dem Jakobsweg
Ein Wegweiser: Noch 1800 km bis Santiago

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Mareike

    Vielen Dank für deinen EInblick!
    Ich möchte den Jakobsweg gerne Ende Oktober machen. Ich hoffe, dass es nicht allzu kalt und regnerisch auf meiner Reise wird.
    Mit vielen Grüßen
    Mareike

    1. Liebe Mareike,

      Das kommt natürlich auch darauf an, welche Strecke du laufen wirst. Ich drücke dir jedenfalls die Daumen. So oder so wird es eine interessante Erfahrung werden.

      Mit herzlichen Grüßen, Korina

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