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Die Kommunikationsküche: Eine Rezension

Wenn eine sehr geschätzte Kollegin und Freundin ein Buch schreibt, dann gibt es einige Gründe, warum ich dafür sehr gerne eine Rezension schreibe. Den ersten habe ich bereits erwähnt: Ich kenne und schätze Anja Kellermann seit vielen Jahren professionell und privat. Zweitens verspricht der Untertitel des Buches, das sie gemeinsam mit Birgit Becker geschrieben hat, den Fokus des Buches auf das gelingende Miteinander. Verbundenheit ist ein wichtiges Thema für mich, weil ich es für unabdingbar für ein zufriedenes, erfülltes Leben halte. Und drittens war ich neugierig, wie die beiden Autorinnen ihre jahrzehntelange Erfahrung bei Kommunikationstrainings für Unternehmen in eine Art Kochbuch verpackt haben. Der Titel des Buchs lautet: Die Kommunikationsküche – Erfolgversprechende Rezepte für ein Gelingendes Miteinander.

Und noch ein kleiner Transparenzhinweis zum Schluss: Diese Rezension ist weder beauftragt noch bezahlt.

ZDF (Zahlen, Daten, Fakten) zum Buch

Ein paar Fakten zum Buch:

Das Buch macht durch das Hardcover und das Querformat gleich auf den ersten Blick einen hochwertigen Eindruck. Ebenfalls augenfällig sind die Illustrationen von Magdalena Adomeit im Farbschema weiß – orange – grau.

Foto:Buchwebseite

Warum habe ich die Kommunikationsküche gelesen?

In der Einleitung habe ich drei Gründe benannt. Der wichtigste davon war die Verbindung zu einem Thema, das mir am Herzen liegt: Sinnerfüllung. Die Forschung ist sich einig, dass es einen Zusammenhang zwischen sozialer Verbundenheit und Sinnerfüllung gibt. Prof. Dr. Tatjana Schnell, eine bekannte Sinnforscherin der Universität Innsbruck, hat 26 Lebensbereiche identifiziert, die sinnstiftend wirken – einer davon ist das Wir- und Wohlgefühl.

Kommunikation empfinde ich ähnlich wie das Entrümpeln: Man ist nie damit fertig. Selbst wenn man die gängigen Modelle (eigentlich) kennt, braucht es immer wieder neue Impulse, um das Thema nicht aus den Augen zu verlieren. Auch deshalb habe ich das Buch gelesen. So hat mich das Buch beispielsweise an die vier Seiten einer Botschaft erinnert, ein grundlegendes Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun mit großer Erklärungskraft.

Was hat mir daran gefallen?

Mir haben sowohl Form als auch Inhalt gut gefallen. Es gibt eine kleine Einschränkung bei der Form, sonst wäre es sehr gut. Das Buch hätte mehr Luftigkeit/Weißraum vertragen. Die Ränder sind für meinen Geschmack zu schmal bemessen.

Sehr gut gefallen hat mir die Vielfalt der Themenauswahl. Es enthält eine Fülle unterschiedlichster Anregungen, wie ein großes, buntes Buffet. Ich war zunächst skeptisch, ob man so ein komplexes Thema kochrezeptartig aufbereiten kann. Man kann. Es sind viele Basisrezepte enthalten und darüber hinaus auch Rezepte für Fortgeschrittene.

Für mich war der beste Teil des Buchs das Kapitel „Gemeinsam Genießen“, denn darin geht es darum, wie wir zu einem konstruktiven, wertschätzenden und inspirierenden Miteinander beitragen können. Dabei spielt die eigene Haltung eine entscheidende Rolle.

Eines möchte ich an dieser Stelle noch erwähnen. Vieles aus dem Buch ist direkt umsetzbar, so z.B. der Hinweis, bei der Kommunikation sowohl auf die Menge als auch auf den Zeitpunkt zu achten (S. 87). Ob dieser Tipp umsetzbar ist, hängt aber auch von der Persönlichkeit ab. Es könnte tiefere Gründe haben, warum jemand weitschweifig ist und nicht auf den Punkt kommt. Auch die immer wieder beschworene Klarheit der Kommunikationsabsicht ist unbestreitbar wichtig. Leider ist sie nicht immer so leicht – und oft auch nicht alleine – herstellbar.

Es ist vergleichbar mit dem Thema Zeitmanagement. Selbst wenn man die Tools und grundsätzlichen Wirkmechanismen kennt, heißt das noch lange nicht, dass man seine Zeit gut managen kann. Auch bei der Kommunikation braucht es Selbsterkenntnis, um den eigenen Absichten auf die Spur zu kommen. Wenn sich bestimmte unerwünschte Muster in der Kommunikation wiederholen, obwohl man es eigentlich besser weiß, liegt es nicht am Können, sondern sehr wahrscheinlich an einem tieferliegenden Muster, das erst erkannt und aufgelöst werden muss, bevor die Technik greifen kann.

Wer sollte „Die Kommunikationsküche“ lesen?

Jeder, der kommuniziert. Also jeder. Wie eingangs erwähnt, ist man mit dem Thema Kommunikation nie fertig. Ich bin eine gute Köchin und doch schaue ich mir immer wieder Kochbücher an, um meine Kochkünste weiterzuentwickeln und mir neue Inspirationen zu holen.

Das Buch überzeugt durch die Vielfalt der Anregungen – auch neuere Entwicklungen, sind enthalten. So gibt es bspw. Anregungen, wie man ChatGPT für die Verbesserung der Kommunikation nutzen kann. Es ist kein Buch, das man nur überfliegen kann. Die Inhalte sind auf den Punkt formuliert – und der Leser darf sie mit Leben füllen. Ein Beispiel: Bleibe konsequent bei dir und benenne das, was du wahrnimmst, fühlst oder brauchst. (S. 43). Während es noch einfach ist, die eigene Wahrnehmung zu benennen, wird es schon schwieriger Gefühle oder Bedürfnisse zu erkennen.

Ein guter Einstieg – und der Wunsch nach mehr

Ich finde, dass das Buch ein guter Einstieg ins Thema ist und die vielfältigen Dimensionen von Kommunikation auf leichte Weise präsentiert. Wenn es dazu beiträgt, mehr Menschen für die Bedeutung guter Kommunikation zu sensibilisieren, dann hat es sich gelohnt. Kein Kommunikations-Buch kann das Thema erschöpfend behandeln. Mir hat der Fokus auf das gelingende Miteinander sehr gut gefallen. Zumal ich das gesellschaftliche Klima derzeit eher trennend als verbindend erlebe. Wünschen würde ich mir ein weiteres Buch, in dem näher auf die Basiszutaten aus dem vorliegenden Buch eingegangen wird, wie bspw. die Beantwortung der folgenden Fragen: Wie gewinne ich Klarheit? Wie erkenne ich eigene Filter? Welche Faktoren blockieren die Lösungsorientierung?


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