Die Lebensmitte ist eine Zeit voller Veränderungen – körperlich, emotional und im Leben insgesamt. Gerade für Frauen über 50 sind diese Umbrüche oft herausfordernd, aber sie bieten auch die Chance, neue Kraftquellen zu entdecken. Eine davon ist Selbstmitgefühl. Es hilft, in stürmischen Zeiten stabil zu bleiben, liebevoll mit sich selbst umzugehen und neue Perspektiven zu gewinnen. In diesem Beitrag erfährst Du, warum Selbstmitgefühl gerade für Frauen über 50 wichtig ist und warum es eine verlässliche Kraftquelle ist.
Lebensmitte: eine Phase intensiver Veränderungen
Die Lebensmitte, damit meine ich die Jahre zwischen 40 und 60, ist eine Phase intensiver Veränderungen – persönlich, körperlich und emotional. In diesen Jahren durchleben Frauen zahlreiche Transformationen, die entweder durch äußere oder innere Veränderungen ausgelöst werden:
Das Ende der Reproduktionsphase durch die Menopause
Spätestens wenn die letzte Regelblutung ein Jahr zurückliegt, ist es „amtlich“: Die Reproduktionsphase ist unwiederbringlich vorbei. Selbst wenn die Regelblutung unangenehm oder sogar schmerzhaft war, ist ihr Ende oft mit gemischten Gefühlen verbunden. Eine Bekannte erzählte mir mit unverhohlenem Stolz in der Stimme, dass ihr Arzt ihr gesagt habe, dass man bei ihr das Ende der Fruchtbarkeit noch nicht vermuten würde. Ich fühlte mich seltsam betroffen. Als ob das Ende der Fruchtbarkeit etwas sei, wofür man sich schämen müsste. Ein Einzelfall? Ich weiß es nicht.
Kinder, die aus dem Haus gehen und eigene Wege gehen
Oft fällt die Menopause damit zusammen, dass die Kinder ihre eigenen Wege gehen. Allerdings nicht immer: Bei Spätgebärenden fallen die Wechseljahre mit der Pubertät der Kinder zusammen, was eine explosive Mischung sein kann, da dann beide Generationen eine Phase der Unsicherheit durchleben.
Je nachdem, wie stark sich eine Frau mit der Mutterrolle identifiziert hat, erlebt sie die Loslösung unterschiedlich. Sie kann mit Trauer verbunden sein – übrigens nicht nur für Mütter. Nicht umsonst gibt es das Leere-Nest Phänomen. Die Trauer ist in unserer spaßbetonten Gesellschaft zu Unrecht in Verruf geraten: Sie hilft uns beim Loslassen. Man könnte dem Spieß auch umdrehen und skeptisch sein, wenn jemand nur froh ist, wenn das Jungvolk endlich aus dem Haus ist.
Gemischte Gefühle am Muttertag bei Müttern mit älteren Kindern?
Die eigenen Eltern werden alt: Herausforderung Rollenumkehr
Es ist ein natürlicher Prozess, dass erwachsene Kinder zunehmend Verantwortung für ihre alternden Eltern übernehmen müssen. Man spricht von „Parentifizierung“ oder „Rollenumkehr“ – ein Prozess, der für beide Seiten emotional belastend sein kann:
- Für die Eltern, die ihre Autonomie schrittweise aufgeben müssen
- Für die erwachsenen Kinder, die neue Verantwortung übernehmen und gleichzeitig mit der Veränderung der Eltern-Kind-Dynamik umgehen müssen
Veränderungen in Partnerschaft und Beziehungen
Als ob das alles noch nicht reichen würde! Auch Partnerschaft oder überhaupt Beziehungen verändern sich. Vielleicht stellt man als langjähriges Paar fest, dass man sich jenseits von Kindern und Alltagsorganisation nicht mehr viel zu sagen hat. Oder man stellt fest, dass die Freunde „komisch“ werden – ein deutlicher Hinweis darauf, dass man aus manchen Freundschaften herauswächst.
Berufliche Neuorientierung mit 50plus
Es gibt kein einheitliches Bild, was die berufliche Situation angeht: zu unterschiedlich sind die individuellen Ausgangssituationen. Eine Frau hat vielleicht der Kinder wegen stark zurückgesteckt und versucht einen beruflichen Wiedereinstieg. Eine andere war weitestgehend durchgängig berufstätig, aber zeitlich eingeschränkt und möchte jetzt noch einmal durchstarten. Wieder andere haben erkannt, dass sie noch einmal etwas ganz anderes machen wollen – etwas, das sie mit mehr Sinn erfüllt. Vielleicht kommt der Veränderungsdruck aber auch von Arbeitgeberseite. Insbesondere große Unternehmen bieten im Rahmen von Restrukturierungsmaßnahmen Vorruhestandsangebote an oder es gibt betriebsbedingte Kündigungen. Gerade letzteres ist eine große Herausforderung, denn obwohl sehr viel über den Fachkräftemangel gesprochen wird, ist es nach wie vor kein Selbstläufer als über 50-Jährige:r einen neuen Job zu finden.
Diese – und möglicherweise noch andere Veränderungen – können überwältigend sein und Gefühle von Unsicherheit, Trauer und Orientierungslosigkeit auslösen. Kein Wunder, wenn das Selbstvertrauen dabei Achterbahn fährt. Wenn Du mehr darüber erfahren möchtest, wie Du Dein Selbstvertrauen in der Lebensmitte stärken kannst, lies hier weiter: Selbstvertrauen in der Lebensmitte stärken. Dort habe ich bereits auf das Thema Selbstmitgefühl hingewiesen. In diesem Beitrag gehe ich näher darauf ein, warum Selbstmitgefühl für Frauen über 50 zu einer wichtigten Kompetenz und Kraftquelle wird.
Selbstmitgefühl als Kompetenz
Die Lebensmitte bringt also einige Veränderungen mit sich, manchmal mehrere davon gleichzeitig. In diesen Zeiten des Umbruchs neigen manche dazu, sehr hart mit sich ins Gericht zu gehen, sich schuldig zu fühlen, oder sich zu schämen. Doch das hilft wenig – vielmehr ist jetzt eine andere Qualität gefragt: Selbstmitgefühl.
Selbstmitgefühl ist eine Kompetenz. Sie beinhaltet nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch die Fähigkeit, dieses Wissen in konkreten Situationen erfolgreich anzuwenden. Wie immer bei Kompetenzen geht es um das Zusammenspiel von Wissen, Können und Wollen. Eine kompetente Person kann ihr Wissen und ihre Fähigkeiten situationsgerecht einsetzen und dabei auch unerwartete Herausforderungen meistern. Aber was versteht man eigentlich unter Selbstmitgefühl?
Selbstmitgefühl bedeutet, Dir mit der gleichen Freundlichkeit und Fürsorge zu begegnen, die Du auch einem guten Freund in einer schwierigen Situation entgegenbringen würdest. Es bedeutet, Deine Erfahrungen als Teil des menschlichen Lebens zu erkennen und sie mit Verständnis statt mit Selbstkritik zu begleiten. Eine detailliertere Erläuterung des Konzepts findest du in diesem Beitrag.
Selbstmitgefühl als Kraftquelle
Es gibt verschiedenste positive Auswirkungen des Selbstmitgefühls, die Dir in schwierigen Situation als Kraftquelle dienen können. Nachfolgend habe ich drei positive Aspekte herausgesucht, die mir besonderes wichtig erschienen:
Durch Selbstmitgefühl emotionale Stabilität entwickeln
Wenn Du lernst, Dir selbst mit Mitgefühl zu begegnen, verändert sich Deine innere Stimme. Statt Dich für Fehler zu verurteilen, beginnst Du, Dich selbst zu trösten und zu unterstützen. Diese neue Art der Selbstbeziehung schafft emotionale Stabilität. Du erkennst, dass Schwierigkeiten zum Leben gehören und dass Du es verdienst, auch in herausfordernden Zeiten liebevoll mit Dir umzugehen.
Wenn Du Dich selbst immer wieder „in die Pfanne haust“, dann frage Dich einmal, was ein Mensch wohl glaubt, der sich selbst so behandelt. Vielleicht glaubst Du, dass Du eine liebevolle Behandlung nicht verdient hast? Dass Du nur etwas wert bist, wenn Du Dinge perfekt machst oder nützlich bist für Andere? Erlaube Dir einmal, daran zu glauben, dass Du ein wertvoller Mensch bist, der es – ohne Vorleistung – verdient hat, von allen Menschen (also auch von Dir), liebevoll und wertschätzend behandelt zu werden. Vermutlich wirst Du durch diesen anderen Blick auf Dich selbst eine Veränderung bemerken.
Veränderungen anders wahrnehmen
Mit einem mitfühlenden Blick auf Dich selbst können Veränderungen ihre bedrohliche Wirkung verlieren. Du lernst, Übergänge als natürlichen Teil des Lebens zu akzeptieren. Statt Dich für Unsicherheiten zu verurteilen, gibst Du Dir den Raum, neue Situationen Schritt für Schritt zu erkunden. Das schützt nicht nur vor (Selbst-)Überforderung, sondern öffnet den Blick auch für die Chancen, die in Veränderungen liegen können.
Innere Stärke aufbauen mit der Kraftquelle Selbstmitgefühl
Je mehr Du übst, Dir selbst mit Mitgefühl zu begegnen, desto widerstandsfähiger wirst Du. Diese psychische Widerstandskraft entsteht nicht durch Härte gegen Dich selbst, sondern durch tiefe Selbstakzeptanz. Je mehr Du diese Haltung kultivierst, desto mehr wirst Du erkennen, dass Du auch in schwierigen Situationen auf Deine innere Kraft vertrauen kannst. Selbstmitgefühl wird zu Deinem verlässlichen inneren Kompass, der Dir hilft, Herausforderungen mit mehr Gelassenheit zu begegnen.
Woher kommt die Härte gegen sich selbst (und was du dagegen tun kannst)
Forschungsergebnisse für positive Auswirkungen von Selbstmitgefühl
Das Konzept des Selbstmitgefühls wurde Anfang der 2000er Jahre von Kristin Neff entwickelt. Basierend auf ihrer Forschung und persönlichen Erfahrungen mit buddhistischer Meditation war sie die erste Wissenschaftlerin, die dieses Konstrukt systematisch untersuchte und operationalisierte. Das Konzept habe ich in diesem Beitrag ausführlich dargestellt.
Die positiven Auswirkungen wurden seither in unzähligen Studien immer wieder bestätigt. Folgende Effekte wurden beobachtet (einen Überblick und weitere Forschungsergebnisse findest Du außerdem hier):
1. Psychische Gesundheit und Wohlbefinden
Studien zeigen, dass Menschen mit höherem Selbstmitgefühl weniger anfällig für Depressionen, Angstzustände und Stress sind.
2. Lebenszufriedenheit
Forscher fanden heraus, dass Selbstmitgefühl die Lebenszufriedenheit erhöht. Teilnehmer eines achtwöchigen Programms zur Förderung von Selbstmitgefühl berichteten von einer signifikanten Steigerung ihres Selbstmitgefühls sowie von einem Anstieg an Achtsamkeit und Zufriedenheit mit dem Leben. Diese positiven Effekte hielten bis zu sechs Monate nach dem Programm an.
3. Konstruktiverer Umgang mit Misserfolgen
Menschen mit hohem Selbstmitgefühl gehen konstruktiver mit Misserfolgen um. Sie zeigen weniger Neigung zu Selbstkritik und sind besser in der Lage, Rückschläge zu verkraften, was ihre emotionale Stabilität fördert. Eine Studie ergab, dass Teilnehmer mit mehr Selbstmitgefühl weniger Stress und Scham in Bezug auf ihre Herausforderungen erlebten.
4. Resilienz gegenüber Stress
Frauen, die an Programmen zur Förderung von Selbstmitgefühl teilnahmen, berichteten von einer erhöhten Resilienz gegenüber Stress und Misserfolgen. Sie fühlten sich weniger depressiv und ängstlich und konnten ihre emotionalen Vermeidungsstrategien reduzieren.
5. Stabilerer Selbstwert
Selbstbewertung basiert oft auf Leistung oder sozialen Vergleichen. In der Folge schwankt der Selbstwert, wenn die Leistung schwankt oder anderen die Dinge besser gelingen. Im Gegensatz dazu bietet Selbstmitgefühl einen stabileren Ansatz zur Selbstbewertung. Es fördert die Akzeptanz eigener Unzulänglichkeiten und unterstützt eine freundliche innere Haltung gegenüber sich selbst, was sich positiv auf das Selbstwertgefühl auswirkt. Eine Studie von Neff und Vonk (2009) fand z.B. heraus, dass Menschen mit hohem Selbstmitgefühl ein stabileres Gefühl für ihren eigenen Wert entwickeln, unabhängig von den Meinungen oder dem Verhalten anderer.
Zusammenfassend lässt sich festhalten: Selbstmitgefühl hat viele positive, wissenschaftlich erforschte und belegte, Auswirkungen und es lohnt sich, sie zu lernen und einzuüben.
Fazit: Selbstmitgefühl als Kraftquelle und Schlüssel zu neuer Stärke
Selbstmitgefühl ist mehr als nur ein freundlicher Gedanke – es ist eine wirkungsvolle Kompetenz, die Frauen über 50 hilft, die Herausforderungen der Lebensmitte mit Stärke und Gelassenheit zu meistern. Es bietet emotionale Stabilität, fördert Resilienz und ermöglicht einen konstruktiven Umgang mit Veränderungen und Misserfolgen. Indem Du lernst, Dir selbst mit Verständnis und Fürsorge zu begegnen, kannst Du diese Lebensphase nicht nur bewältigen, sondern auch aktiv gestalten – mit mehr Zufriedenheit und innerer Kraft. Nutze die Kraftquelle Selbstmitgefühl, um eine verlässliche und liebevolle Verbündete für Dich selbst zu werden!
Mach den nächsten Schritt: Werde Deine beste Verbündete!
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