Der Impuls zu diesem Blogbeitrag kam von Anna Koschinski, die dieses Thema in ihrer Blognacht am 5. Mai 2023 vorgestellt hat. Gute Frage: Warum bloggen? Es gibt doch schon unendlich viele geschriebenen Texte. Und konkreter: Warum habe ich mit dem Bloggen angefangen? In diesem Beitrag gehe ich an den Anfang zurück und zeige, wie sich im Laufe der letzten zweieinhalb Jahre alles entwickelt hat.
Die Anfänge
Als Teenager habe ich Tagebuch und Gedichte geschrieben, so wie es viele in diesem Alter tun. Der Raum der Wörter und Gedanken war ein Rückzugsort in unsicheren Zeiten. Er hat mir Sicherheit gegeben und manchmal auch Trost.
Den Deutschunterricht in der Realschule – und dabei vor allem Erörterungen – habe ich geliebt. Erörterungen kommt dem Bloggen von Sachthemen ziemlich nahe. Auch unzählige Briefe habe ich geschrieben – ich empfinde das Briefeschreiben auch heute noch als eine sehr besondere Art, einem anderen Menschen nahe zu sein. Irgendwann war ich dieser Art des Schreibens entwachsen – eigentlich schade, aber mit Beruf und Familie war ich mehr als ausgelastet.
Irgendwann habe ich dann angefangen, in der Weihnachtszeit einen Adventsblog zu schreiben. Eigentlich war es kein Blog, sondern 24 Mails an eine Verteilerliste. Das war wie Impro-Theater, denn ich hatte am 1. Dezember maximal 6 Ideen im Kopf und mich damit hinein ins Schreibabenteuer begeben. Ziemlich sicher gingen mir dann irgendwann vor Weihnachten die Ideen aus. Dann bat ich die Empfänger um Mithilfe. Erstaunlicherweise hat das immer geklappt – es kamen genügend Ideen von den Lesern und durch diese „Co-Creation“ (damals kannte ich das Wort noch gar nicht) entstand über die Jahre eine richtig kleine Gemeinschaft. Bloggen ist für mich eine Möglichkeit, mit vielen Menschen in Kontakt zu sein und neue Perspektiven kennenzulernen. Erst beim Schreiben dieses Beitrags ist mir aufgefallen, dass ich mit meinem „Adventsblog“ aufgehört habe, als ich meinen eigenen Blog hatte.
Nach dem Studium (Volkswirtschaftslehre) habe ich das Schreiben zum Beruf gemacht, wurde technische Redakteurin und habe Software dokumentiert. Dabei lernte ich, strukturiert und leserfreundlich zu schreiben. Einige Zeit dachte ich, dass diese Art zu schreiben nicht kreativ sei. Mit der Zeit sah ich es anders, denn es ist lediglich eine andere Art von Kreativität. Komplexe Sachverhalte zu verdichten und so aufzubereiten, dass sie einfach zu verstehen sind, erfordert auch Kreativität. Braucht es vielleicht eine Grafik? Wie soll der Text strukturiert sein, damit der Leser Lust hat, ihn zu lesen? Wie kann man kürzen, sodass nur noch das absolut Notwendige enthalten ist? Schreiben, also auch Bloggen, ist für mich eine Möglichkeit, Kreativität auszuleben.
Die Geburt meines Blogs
Am 3.1.2021 veröffentlichte ich meinen ersten Blogbeitrag. Im Dezember 2019 hatte ich erstmalig von Judith Peters Jahresrückblick-Challenge gehört und dachte sofort, dass ich daran gerne teilnehmen würde. Allein: ich war komplett überfordert, weil ich außer einem Facebook-Profil und einem leeren Linked-In Profil nichts hatte, wo meine Texte eine Heimat hätten finden können. Schlimmer noch: ich hatte auch kein Thema.
Dezember 2019 waren meine letzten Wochen in der aktiven Berufstätigkeit bei SAP bevor ich in den Vorruhestand gewechselt bin. Aus heutiger Sicht wundert es mich nicht, dass ich 2019 mit dem Blog überfordert war. Aber angefixt war ich und so habe ich dann ein Jahr darauf wieder an Judiths Rückblick-Challenge teilgenommen und dieses Jahr hat es dann geklappt. Anfang 2021 war technisch alles so weit, dass ich veröffentlichen konnte. Seither habe ich 160 Blogbeiträge veröffentlicht und inzwischen auch einen eigenen Newsletter, denn Schreiben ist nach wie vor das, was mir Freude macht.
Ein Blog ohne Thema
Es ist nicht unbedingt üblich, dass man mit einem Blog anfängt, ohne ein Thema zu haben. Ich hatte natürlich Ideen – eine naheliegende war, dass ich über das Thema (Vor-) Ruhestand schreiben könnte. Aber das hat mich nicht überzeugt. Aus heutiger Sicht kann ich sagen, dass mir das Bloggen sehr geholfen hat, die notwendige Klarheit zu finden. Mehr instinktiv als bewusst hatte ich nämlich die Idee, dass ich – solange ich das Thema nicht habe – mich erst einmal um die technischen Voraussetzungen kümmern kann. Und wenn das Thema dann gefunden ist, so dachte ich, verliere ich keine Zeit mehr mit der Technik. Aus heutiger Sicht eine sehr richtige Einschätzung. Das Aufsetzen eines Blogs ist zwar kein Hexenwerk. Aber es gibt drumherum doch einiges zu lernen und zu bedenken. Ich bin jedenfalls froh, dass ich das in Judiths Content Society gelernt habe. Ohne diese Begleitung hätte es vermutlich deutlich länger gedauert.
Bloggen als Klarheitsmaschine
Neben der technischen Unterstützung gab (und gibt) es in der Content Society wöchentliche Themenvorschläge. Im ersten Jahr habe ich viele Rückblicke geschrieben und auch das 12von12 Format kennengelernt. Die Rückblicke waren wichtig für mich, weil ich durch sie einerseits vieles reflektiert habe und dort auch geschrieben habe, was ich mir für den nächsten Monat vornehme. Dass ich meine Vorhaben mit der Welt geteilt habe, hat die Verbindlichkeit für mich deutlich erhöht. Buchrezensionen und Interviews fand ich auch spannend.
Aber natürlich braucht ein professioneller Blog auch Expertenartikel. Die Expertenartikel haben mir dabei geholfen, meine Positionierung zu finden. Manche Themen habe ich erforscht und dann nicht weiter verfolgt (z.B. LeichtErleben oder Kanban). Mein Blog lebt – und es wird immer wieder vorkommen, dass ich neue Schwerpunkte setze. Das hatte ich mir anfangs anders vorgestellt und es hat mich unnötig unter Druck gesetzt. Inzwischen sehe ich das sehr viel entspannter. Kein Wunder, denn inzwischen habe ich mein Thema gefunden.
Das Thema meines Blogs: Berufung und Neuorientierung
Nach vielem (oft schriftlichem) Nachdenken und der Entwicklung eines ersten Onlinekurses, hat sich das Thema herauskristallisiert. Es geht um Berufung und Neuorientierung ab der Lebensmitte (also ungefähr ab 45). Oder anders ausgedrückt: Perspektiven für die 2. Lebenshälfte. Das ist eine Zeit, in der manche Frauen beruflich überhaupt erst richtig zum Zuge kommen können, weil dann die Kinder aus dem Gröbsten raus sind. Andere stehen in dem Alter kurz vor dem Burnout oder Bore-Out, weil ihr Beruf oder das Umfeld nicht passt. Oder die Midlife-Crisis macht sich bemerkbar. Es ist jedenfalls eine sehr spannende Zeit, in der manches auf den Prüfstand gestellt wird.
Das Bloggen allein hat mir das Thema nicht gebracht. Dafür war es wichtig, dass ich tatsächlich einen Kurs entwickelt habe und Rückmeldung von Teilnehmerinnen erhalten habe. Erst dadurch hatte ich den Nachweis, dass es wirklich ein relevantes Thema ist. Aber ohne das Bloggen hätte ich nicht so gründlich über manches nachgedacht. Und seit ich das Thema weiß, ist auch das Finden neuer Beitragsthemen viel leichter geworden.
Warum blogge ich?
Persönlichkeitsentwicklung ist mir als Life-Coach natürlich wichtig. Eine sehr effektive Methode dafür sind die „Reflect-and-Learn„-Rückblicke. Anfangs habe ich sie auf meinem Blog veröffentlicht. Das tue ich nicht mehr, weil es mich beim Schreiben hemmt, wenn ich weiß, dass sie öffentlich sind. Außerdem möchte ich meinen Blog nicht mit persönlichen Rückblicken überfrachten.
Ich hatte es bereits angedeutet: Seit 2020 bin ich im Vorruhestand. Seither haben auch Kind 2 und Kind 3 den Schulabschluss. Es war für mich also eine Phase mit großen persönlichen Veränderungen. Eine große Frage war (und ist) für mich: Warum tue ich, was ich tue? Auch dabei hat mir das Bloggen geholfen. Demnächst werde ich an Judiths Challenge „Blog Your Purpose“ teilnehmen – ich weiß jetzt schon, dass ich beim Schreiben dieses Blogbeitrags persönlich weiterentwickeln werde.
Und darum blogge ich weiter
- Weil mir das Schreiben Spaß macht.
- Weil ich viel intensiver nachdenke, wenn ich es schriftlich und für die Öffentlichkeit tue.
- Weil ich über das Bloggen schon sehr viele interessante Menschen und Möglichkeiten kennengelernt habe
- Weil das Bloggen bei der Neuorientierung (nicht nur in der Lebensmitte) unglaublich hilfreich ist
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Genauso, wie du in diesem Beitrag schreibst, habe ich dich hier erleben dürfen. Es ist ein Geschenk, dich kennengelernt zu haben. Sei lieb gedrückt, du guapa, ramona
Dankeschön liebe Ramona. Das beruht auf Gegenseitigkeit – und ist ein sehr schönes Beispiel dafür, wie durch das Bloggen sich ganz neue Möglichkeiten auftun. Sei auch ganz lieb gedrückt meine guapa von Korina
Pingback: Blognacht Vol. 30: Anfänge | Anna Koschinski
Danke für die Erwähnung liebe Anna. Es hat sehr viel Spaß gemacht und ich komme bestimmt wieder.
Herzliche Grüße, Korina