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Meine Vision: Veränderungsbereit bis ins hohe Alter

Diese Woche bin ich das erste Mal mit der Wochenaufgabe aus der Content Society an meine Grenzen gestoßen. Wir sollten unsere Vision verbloggen. Also: welche Veränderung möchte ich mit meiner Selbständigkeit eigentlich in die Welt bringen? Von welcher Veränderung träume ich? In welcher Welt möchte ich leben und wie arbeite ich daran, meine Vision umzusetzen? Große Fragen. Wertvolle Fragen. Und: ich habe keine fertige Antwort darauf. Was das mit mir macht und welche – vorläufigen – Antworten ich gefunden habe, beschreibe ich in diesem Blogbeitrag.

Unternehmerin ohne Vision?

Bisher waren alle unverbindlichen Blogempfehlungen der Content Society ganz gut machbar für mich. Doch die Frage nach der Vision fühlte sich an wie ein Sprung ins Nichts. Natürlich finde ich die Frage sinnvoll und wichtig. Und dass ich sie nicht beantworten kann, verursacht mir Stress. Wie kann ich denn erfolgreich ein Business führen, wenn ich diese Frage nicht beantworten kann? Da kann ich ja eigentlich gleich aufhören mit der noch jungen Selbständigkeit! Wie soll ich denn ankommen, wenn ich gar nicht weiß, wo ich hinwill?
Mission Impossible – dieses Gefühl habe ich in meinem Angestelltendasein auch ab und an erlebt. Irgendwas konnte ich dann meistens doch liefern, aber zufriedenstellend war es nicht. Es fühlte sich an, wie ich mir das Innenleben eines Pferdes vorstelle, das partout nicht über den Wassergraben springen will.

Von der Aktion zur Vision

Heute bin ich meine eigene Chefin. Niemand zwingt mich dazu, eine Vision aufzuschreiben – auch die Content Society nicht. Im Laufe des Nachdenkens habe ich erkannt, dass die Vorstellung der Vision für mich gerade zu groß ist. Ich habe mich im Januar selbständig gemacht, weil ich mit einer ehemaligen Kollegin zusammen einen Workshop konzipiert habe und es eine formale Struktur dafür brauchte, dass ich ihn abrechnen konnte. Weltveränderung war nicht das Motiv. Jetzt, 3 Monate später, haben sich viele Dinge verändert: ich habe eine Webseite, einen Newsletter und eine erste Idee meiner Zielgruppe. Ich habe mich also „von hinten“ angenähert: über das Tun habe ich in kurzer Zeit vieles gelernt. Eine Vision würde ich das noch nicht nennen, aber ich werde mich ihr mit diesem Blogbeitrag annähern. Und das tue ich, indem ich darauf schaue, was mir am meisten Freude macht.

Wirksam sein

Viele Menschen möchten wirksam sein – so auch ich. Unter Wirksamkeit verstehe ich, dass ich Menschen dazu inspiriere und motiviere, über sich selbst hinauszuwachsen. Dazu drei Beispiele, zwei „große“ und ein kleineres:

  1. Dass meine langjährigste Freundin studiert hat, schreibt sie noch heute meiner Bemerkung zu „würdest du darüber nachdenken, ob du studierst, wenn du ein Mann wärst“. Sie hat dann studiert und es nie bereut.
  2. Meine Schwiegermutter hat immer wieder erzählt, dass ich „schuld“ daran sei, dass sie die USA als Land ihrer Träume entdeckt haben. Davor waren sie und mein Schwiegervater regelmäßig mit dem Wohnwagen in den Urlaub gefahren. Sie hatten großen Respekt vorm Fliegen – und konnten kein Englisch. 1998 sind mein Mann und ich dann gemeinsam mit meinen Schwiegereltern in den Westen der USA gereist. Das war die Initialzündung für meine Schwiegereltern. Sie haben einen kleinen Reiseveranstalter gefunden und sind dann noch viele weitere Male in die USA gereist.
  3. Ein kleineres Beispiel aus der kürzlichen Vergangenheit. In meinem Märzrückblick habe ich geschrieben, dass ich über 60km gejogged bin. Dazu habe ich folgende Rückmeldung bekommen:

… ich möchte mich bei dir für den Tritt in meinen Allerwertesten, meinen Schweinehund zu überwinden, bedanken. Als ich in deinem Blogbeitrag März-Rückblick gelesen habe, dass du im März 62,5km gelaufen bist und ich, die bereits 2x Halbmarathon gelaufen ist und anderen Menschen erzählt, wie man sich motivieren kann, meine Hintern nicht hochbekomme, hat mich wirklich beschämt. Mit dem Laufen habe ich zwar nicht begonnen, mich aber gestern für einen flexiblen Online Sportkurs angemeldet, mit dem ich pro Woche 2 Kurse für meinen seit längerem schmerzenden Rücken und 1x Yoga machen werde. Und das beste: Es geht heute Abend los…..

Fruchtbaren Boden bereiten

Mein Lebensmotto ist Fruchtbaren Boden bereiten. Nur auf fruchtbaren Boden ist gutes Wachstum und Entwicklung möglich. Das Thema Entwicklung ist für mich auch aus biografischen Gründen wichtig: ich sollte zunächst nicht auf eine weiterführende Schule. Nur die Intervention der Klassenlehrerin hat dazu geführt, dass ich wenigstens die Realschule besuchen durfte. Später habe ich dann auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nachgeholt und studiert. Das Studium hat mir ungeahnte Möglichkeiten eröffnet und dafür bin ich sehr dankbar. Die Neigung zum Lernen haben mir vermutlich meine Eltern mitgegeben, aber ohne diese Klassenlehrerin wäre dieser Boden vielleicht verdorrt.
Es braucht nicht nur individuelle Neigungen und Begabungen, sondern auch den passenden Rahmen, damit Entwicklung möglich ist. Genau diesen Rahmen stelle ich für meine Kunden bereit, wenn ich ihnen bei der Neuorientierung helfe.

Wie schaffe ich diesen fruchtbaren Boden?

Wie ich den fruchtbaren Boden schaffe? So ganz genau weiß ich es selbst nicht. Es ist nichts, was ich bewusst herstellen kann. Vielleicht ist es eine Mischung aus Inspiration und ein besonderer Blick auf die Menschen. Wenn Menschen verharren in ungesunden Situationen, dann hat das nach meiner Beobachtung entweder damit zu tun, dass sie selbst nicht mehr daran glauben, dass sie die notwendige Veränderung meistern können oder es mangelt ihnen schlichtweg an Ideen.

Ich glaube auch ganz fest daran, dass der fruchtbare Boden im Austausch entsteht. Deshalb biete ich monatliche Aufbruch Netzwerktreffen an. Dort sind schon viele neue Dinge entstanden, z.B. hat Ramona in diesem Kreis, den Entschluss gefasst einen eigenen Blog zu erstellen. Inzwischen ist ihr Leben in Andalusien Blog sehr sichtbar auf Google und vor allem macht es ihr sehr viel Freude. Der Blog vereint nicht nur viele ihrer Fähigkeiten, sondern sie kommt darüber auch mit Menschen in Kontakt, die sich für ihre neue Heimat interessieren.

In welcher Welt möchte ich leben?

Bei meinen Überlegungen hat sich gezeigt, dass es einen wichtigen Unterschied zwischen Traum und Vision gibt. Beides ist in die Zukunft gerichtet und beantwortet die Frage, in welcher Welt ich leben möchte. Es fällt mir allerdings deutlich leichter, die Antwort als Traum zu formulieren, denn ein Traum enthält keine Handlungsaufforderung. Das nimmt mir den Druck und lässt meiner Fantasie freien Raum. Eine Vision ist hingegen verbindlicher und hat die Umsetzung zum Ziel. Siehe hierzu den Beitrag von Mareike Darrelmann: Was ist eine Vision?


Eine Welt in der sich jeder was zutraut

Manchmal stelle ich mir vor, wie die Welt aussähe, wenn wir mehr an uns selbst glauben und uns etwas zutrauen würden. Was wäre, wenn wir aus unserer Mitte heraus handeln würden, ohne uns zu vergleichen oder unsere Unsicherheiten mit Statussymbolen zu überdecken. Was würden die Lehrer tun, die keine Lust mehr auf Schule haben? Was die Manager im Dauerstress? Es gäbe nur noch Führungskräfte, die Bock auf Führung haben. Menschen in der Lebensmitte würden neue berufliche Herausforderungen suchen, weil sie davon überzeugt wären, dass es möglich ist.

Eine Welt, in der Menschen ihre Träume ernst nehmen und sich auf den Weg machen

Damit eine Vision daraus wird, müssten viele Menschen sich auf den Weg machen und konkrete Dinge tun, um ihrem Traum ein Stück näherzukommen. Es würde offensichtlich werden, dass wir den Umständen nicht so ausgeliefert sind, wie wir das häufig denken und dass Veränderung möglich ist. Bis ins hohe Alter – denn die Gestaltung des eigenen Lebens ist kein Privileg der Jugend.

Weiter träumen oder doch an der Vision arbeiten?

Auch ich kann einfach weiter träumen – oder einen ersten Wurf für eine Vision formulieren und konkret daran arbeiten, dass sie sich manifestiert. Denn im Zuge der Beschäftigung mit diesem Thema ist mir klar geworden, dass es kleinliche Gründe sind, die mich davon abhalten eine Vision zu formulieren. Ich möchte mich nicht selbst unter Lieferdruck setzen und etwas ankündigen, was ich dann doch nicht halten kann. Ich habe mich gefragt, ob es besser ist gar keine Vision zu haben und damit integer zu bleiben und mir selbst keinen Druck zu machen oder eine Vision, die sich gerade am Anfang noch relativ häufig ändert. Ohne Vision bleiben die Überlegungen ein Traum. Wenn ich die Vision in die Welt bringe, könnte das glatt nach vorne losgehen und es könnte passieren, dass mich die Menschen finden, die meine Unterstützung bei ihrer Lebensgestaltung gut gebrauchen können.

Meine Vision: ein erster Entwurf

Wenn wir auch im hohen Alter veränderungsbereit sein wollen, dann müssen wir die Grundlagen dafür in der Lebensmitte legen. Davon bin ich überzeugt. Deshalb habe ich mir zu Jahresanfang ein operatives Ziel gesetzt: Ich möchte mindestens 100 Menschen im Laufe des Jahres 2023 begleiten und 500 buntbrief-Abonnenten gewinnen. Natürlich muss jeder Mensch für sich die Entscheidung treffen, immer wieder aus der Komfortzone herauszutreten und sich aktiv Veränderungen auszusetzen. Aber ich kann den Rahmen dafür bieten, der es ein wenig erleichtert.


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Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Nicole

    Liebe Korina,

    was für eine wundervolle Vision: 55 – 55. Da bin ich doch super gerne dabei und beginne mit deinem LeichtErleben-Kurs – pünktlich kurz VOR meinem 55. Geburtstag – zählt das auch?! 😉

    Dein Text ist wunderbar – ein schöner „innerer Monolog“, der dich schließlich doch zu deiner ganz persönlichen Vision geführt hat!

    Die folgenden Passagen finde ich am besten – du hast damit wunderbar auf den Punkt gebracht, dass es im Leben nicht um Selbstoptimierung gehen sollte, sondern um Selbsterfüllung – denn das kommt dann automatisch auch der Gemeinschaft zugute:

    * Eine Welt, in der sich jeder was zutraut.
    * Was würden die Lehrer tun, die keine Lust mehr auf Schule haben? Was die Manager im Dauerstress? Es gäbe nur noch Führungskräfte, die Bock auf Führung haben.
    * Eine Welt, in der Menschen ihre Träume ernst nehmen und sich auf den Weg machen.
    * Es würde offensichtlich werden, dass wir den Umständen nicht so ausgeliefert sind, wie wir das häufig denken, und dass Veränderung möglich ist. Bis ins hohe Alter – denn die Gestaltung des eigenen Lebens ist kein Privileg der Jugend.

    Danke für diesen inspirierenden Beitrag!
    LG Nicole

    1. Liebe Nicole,
      klar zählt das 🙂
      Und vielen Dank für dein Gedanke zu Selbsterfüllung vs. Selbstoptimierung. Da könnte ich glatt auch mal was dazu schreiben.
      Mit herzlichen Grüßen, Korina

  2. Heike Brandl

    Wie spannend zu lesen, dass während des Schreibens immer etwas klarer wird. Das kenne ich auch. Und bezüglich der Vision: Work in process – work in progress! Wir wachsen daran.
    Liebe Grüße Heike

    1. Liebe Heike,
      vielen Dank für deine Ermutigung und das tolle Motto: Work in process – work in progress. Das ist sehr entlastend.
      Herzliche Grüße, Korina

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