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Warum ich es liebe, unzufriedene Frauen in der Lebensmitte zu coachen

Unzufriedene Frauen coachen aus Leidenschaft? Echt jetzt?! Ja, echt jetzt. Ich hatte eine sehr liebevolle – aber leider auch sehr unzufriedene Frau – als Mutter. Deshalb kenne ich die Auswirkungen einer solchen Unzufriedenheit hautnah aus der Perspektive der Tochter. Ich mag mir kaum ausmalen, wie ihr Leben anders hätte verlaufen können, wenn sie sich auf den Weg gemacht hätte. Es war ihr aus verschiedenen Gründen nicht möglich und es ist heute müßig darüber nachzudenken. Es hat mich auf jeden Fall geprägt und dazu geführt, dass mir diese Frauen am Herzen liegen. In diesem Beitrag beschreibe ich, warum ich es insbesondere liebe, unzufriedene Frauen zu coachen.

Alle unzufriedenen Frauen?

Der Typus unzufriedene Frau ist schon seit sehr langer Zeit bekannt. Vielen ist Xanthippe ein Begriff, die Ehefrau des Sokrates, die als übellaunig und zänkisch galt. Niemand möchte wirklich so sein (ob Xanthippe wirklich so wahr, ist ja auch nicht belegt). Aber wir alle kennen Frauen, die unzufrieden sind. Ich bin davon überzeugt, dass niemand chronisch unzufrieden auf die Welt kommt. Dennoch scheinen Frauen in der Lebensmitte besonders anfällig für Unzufriedenheit zu sein. Natürlich gibt es sehr viele Frauen in der Lebensmitte, die ihr Leben glücklich und zufrieden leben. Das ist schön. Um die geht es in diesem Beitrag jedoch nicht.
Warum es Frauen scheinbar eher betrifft? Meiner Meinung nach ist die Unzufriedenheit in der Lebensmitte lediglich ein Ausdruck dafür, dass tiefgreifende Veränderungen passieren und Frauen von diesen Veränderungen stärker betroffen sind als Männer. Zum einen erfahren Frauen körperlich und unmissverständlich, dass die Phase der Familiengründung vorbei ist, wenn ihre Regel ausbleibt. Andererseits stecken auch heute noch mehrheitlich die Frauen stärker beruflich zurück, wenn Kinder ins Spiel kommen. Wenn die Kinder sich loslösen, fallen psychische und körperlich einschneidende Veränderungen zusammen. Deshalb denke ich, dass Die Unzufriedenheit eher ein Ausdruck dafür ist, dass Frauen bei diesen Veränderungen Unterstützung bräuchten. Deshalb: Ich liebe es, unzufriedene Frauen in der Lebensmitte zu coachen.

Beim Coaching per ZOOM Videokonferenz

Lebensmitte? Wann genau ist das denn?

Das Interessante am Begriff Lebensmitte ist, dass es keine genaue Altersangabe dafür gibt. Es ist jedenfalls nicht die Hälfte der aktuellen Lebenserwartung. Diese lag im Jahr 2020 für Frauen in Deutschland bei 83,6 Jahren. Demnach wäre die Lebensmitte also irgendwo um die 42 Jahre. Ich verstehe unter Lebensmitte eine Phase des Übergangs. Biologisch kündigen sich die Wechseljahre an. Mütter sind damit konfrontiert, dass sich die Kinder loslösen. Es kann sein, dass sich dabei herausstellt, dass die Partnerschaft nicht mehr wirklich erfüllend ist. Vielleicht führen die körperlichen Veränderungen auch dazu, dass Frauen, die ihre eigenen Bedürfnisse lange Zeit der Familie untergeordnet haben, nicht mehr länger bereit dazu sind.
Die Lebensentwürfe sind so unterschiedlich wie nie zuvor. Es gibt Frauen, die mit Mitte zwanzig ihre Kinder bekommen und andere mit über 40. Gerade gestern habe ich zu einer 42jährigen Frau gesagt, dass Sie ja nun auch in der Lebensmitte sei. Sie meinte sehr direkt, dass sie sich da noch nicht sehe. Ihre Kinder sind gerade in der Grundschule. Deshalb sage ich, dass die Lebensmitte nicht am Alter festgemacht werden kann, sondern eher ein Lebensgefühl in einer bestimmten Lebensphase ist. Wenn man denn unbedingt eine Altersspanne benennen will, dann ist es ungefähr die Zeit zwischen Anfang 40 und Ende 50.

Themen in der Lebensmitte

Natürlich sind Themen in der Lebensmitte individuell unterschiedlich. Nach meiner Erfahrung treten die folgenden Herausforderungen gehäuft auf:

  • Loslösung der Kinder / Partnerschaft neu definieren
  • Nicht erfüllte Wünsche / Träume
  • Neuaufbruch
  • Versöhnung mit dem eigenen Scheitern
  • Gesundheitliche Einschränkungen und Tod (eigene und die von geliebten Menschen)

Das sind Themen, die so richtig in die Tiefe gehen. Und das genau liebe ich daran. Es geht nicht mehr um die Orientierung im Außen: beruflichen Erfolg, Macht oder Einfluss spielen keine so große Rolle mehr. Statt dessen geht es jetzt um wesentlichere Themen. Oft geht es um Sinn und den Ausdruck der eigenen Wertvorstellungen.

Zwei (von vielen) Bücher zum Thema Lebensmitte

Unzufriedenheit als Motor für die Veränderung

Es sind also einerseits die Themen, die ich an dieser Arbeit liebe. Darüber hinaus sind es die Frauen, die den Weg zu mir finden, die mich begeistern. Sie haben schon vieles in ihrem Leben gemeistert und können daher auf reichhaltige Erfahrungen zurückgreifen, um diese Veränderung gut zu meistern.
Außerdem ist das Veränderungspotenzial, das ich bei diesen Frauen sehe, enorm. Je größer die Unzufriedenheit, desto besser sind die Aussichten auf Veränderung. Denn unter dem größten Schmerz liegt bekanntlich der größte Schatz. Wenn der Leidensdruck groß genug ist, sind ungeahnte Veränderungen möglich. Es gibt so viele Möglichkeiten in der Lebensmitte: ein neuer Job, eine Weiterbildung, ein Ehrenamt, die Wanderung auf dem Jakobsweg, die Trennung vom Ehemann… Die Möglichkeiten heute sind vielfältig und der Druck der Gesellschaft nicht mehr so hoch wie in den Zeiten als meine Mutter in der Lebensmitte war.

Auf dem Jakobsweg auf dem Weg zu sich selbst

„Eigentlich“ ist doch alles in Ordnung

Es müssen gar nicht immer die dramatischen Veränderungen sein. Wenn „eigentlich“ alles in Ordnung ist, es sich aber dennoch irgendwie so anfühlt als ob etwas fehlt, dann braucht es sanftere Anpassungen. Derzeit habe ich eine Klientin, die das Thema Trauer in die Mitte der Gesellschaft tragen möchte. Eigentlich ist sie als Coach im Firmenkontext unterwegs und zu Beginn der Coachingbeziehung war noch nicht absehbar, wie sie Firmen dazu bringen könnte, sich dieses Themas anzunehmen. Durch die Bestärkung im Coaching ist sie aktiv geworden und hat die Dinge, die sie davor „nur“ im Kopf bewegt hat, tatsächlich umgesetzt. Letzte Woche hat sie berichtet, dass eine Firma sie für Trauercoachings gebucht hat: ein Startup, bei dem eine Mitarbeiterin gestorben ist, möchte seinen Mitarbeiter:innen bei der Verarbeitung der Trauer helfen.
Eine andere Klientin hat festgestellt, dass sie gerne mehr Freude bei dem empfinden würde, was sie tut. Wir haben gemeinsam ihre Aufgaben analysiert und sie hat Dinge von der Liste gestrichen, die sie nicht mehr wirklich mit Freude macht. Scheinbar eine Kleinigkeit und Du fragst Dich vielleicht, warum sie dafür einen Coach gebraucht hat. Nun – sie meinte, dass es für sie einfach wichtig war, dass sie diese Dinge jemand laut erzählen konnte. Alleine hätte sie diese Übung vermutlich nicht konsequent durchgezogen. Der eigentliche Durchbruch für sie kam, als sie mir die Ergebnisse ihrer Analyse präsentiert hat und ich bei manchen Punkten nachgefragt habe. Dadurch hat sie vollkommen neue Perspektiven gewonnen – und beherzt ein paar alte Zöpfe abgeschnitten.

Einen Stein ins Wasser werfen

Was mich wirklich sehr begeistert ist die Vorstellung, welche Wirkung es hat, wenn sich viele Frauen auf den Weg machen: wie ein Stein, der ins Wasser geworfen wird und immer weitere Kreise zieht. Nicht nur, dass die Frauen selbst glücklicher und erfüllter leben können. Diese Zufriedenheit wirkt sowohl in ihre engen Beziehungen hinein als auch im weiteren Umfeld als Vorbild. Jede Frau, die sich in ihrer Größe zeigt, ermutigt andere Frauen dadurch, sich auch auf den Weg zu machen. Meine Vision 55 – 55 zielt genau darauf ab. Es ist mein kleiner Beitrag, um die Welt zu schaffen, in der ich leben möchte.

Der Tropfen im Wasser, der Kreise zieht

Fazit

Beim Schreiben dieses Beitrags ist mir – wieder einmal – klar geworden, wie wunderbar es ist, dass ich wählen kann, wo ich meine Zeit und Energie investiere. Unzufriedene Frauen in der Lebensmitte zu coachen ist sehr erfüllend für mich, weil in ihrer Unzufriedenheit so viele Chancen liegen. Mit jeder Frau, die aufbricht und ihr Leben nach ihren Bedürfnissen gestaltet, wird automatisch auch die Welt ein kleines bisschen besser. Ein wundervoller Gedanke.
Und falls Du nun das Gefühl hast, du würdest mich gerne kennenlernen, weil ich Dich vielleicht ein Stück auf Deiner Veränderungsreise begleiten kann, dann buche doch ein unverbindliches und kostenloses Kennenlerngespräch bei mir.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Angel

    Ein Beitrag mit Tiefgang, wie schön. Gibt es eigentlich eine andere Formulierung für unzufrieden? Irgendwie gefiel mir das Wort nicht, vor allem das un- … ich habe eben bei Woxikon geschaut und fand 379 Synonyme. Das hat mich sofort damit versöhnt. Denn das zeigt mir, dass es um ganz viele individuelle Themen gibt, so unterschiedlich, wie wir Frauen nun mal sind. Allen gemeinsam bleibt der Aufbruch in die Zufriedenheit

    1. Liebe Angel, Danke für die wertvolle Rückmeldung. Habe mich zunächst auch schwer getan mit dem Begriff – wer will sich selbst schon gerne als unzufrieden sehen? Mir gefällt sehr gut deine Überlegung, dass es ja letztlich um den Aufbruch in die Zufriedenheit geht. An einem Platz ankommen, an dem es uns gut geht und an dem wir wirken können.
      Ich hoffe, dass Du diesen Platz für Dich gefunden hast und grüße Dich herzlich, Korina

  2. Marita

    Was für spannende Gedankengänge. Wenn ich das so lese, wird mir bewusst, dass die vielen mehr oder weniger krisenhaften Phasen in meinem Leben immer was von Veränderung hatte, allerdings vor und nach der Lebensmitte 😉 Ich mag Deinen Satz „Denn unter dem größten Schmerz liegt bekanntlich der größte Schatz.“ Genau so sehe ich das auch. Man muss sich nur trauen, sich auf ihn einzulassen.

    Danke für Deinen Impuls und liebe Grüße,
    Marita

    1. Korina Dielschneider

      Sehr gerne Marita. Ich glaube auch, dass sich die Krisen (größere und kleinere) nicht an einen Zeitplan halten. Herzliche Grüße, Korina

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