You are currently viewing Ein neues Nest fürs Alter: warum der Neubau mit 50plus für uns eine gute Entscheidung war

Ein neues Nest fürs Alter: warum der Neubau mit 50plus für uns eine gute Entscheidung war

Mein Mann und ich haben mit über 50 noch einmal ein großes Haus gebaut. Das hat bei einigen Menschen in unserem Umfeld zunächst für Verwunderung gesorgt, denn unsere Kinder sind zwar noch nicht ganz flügge, aber es ist absehbar, dass sie alle das Heim verlassen werden. Warum also ein Neubau mit 50plus? Und warum so ein großes Haus? In diesem Beitrag schreibe ich über unsere Beweggründe und warum ich finde, dass die Frage, wie wir im Alter leben möchten, in der Lebensmitte bewegt werden sollte.

Unsere Überlegungen für den Neubau mit 50plus:

Barrierefreiheit

Das alte Haus hatte eigentlich genug Platz, war aber vertikal ausgerichtet. Es gab überall Treppen und Stufen – also keine Spur von Barrierefreiheit. Bei den Eltern und Schwiegereltern haben wir gesehen, wie übel es sein kann, wenn ein Haus nicht barrierefrei ist. Unser Haus wäre nicht umrüstbar gewesen – im Erdgeschoss waren Wohnzimmer, Wohnküche und Gäste-WC. Wohnzimmer und Wohnküche durch zwei Stufen getrennt auf unterschiedlichen Ebenen. Sehr schön – und sehr unpraktisch. Die Umrüstung aufs Alter hätte dem Haus die Seele genommen. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass wir uns dann noch darin wohlgefühlt hätten.

Kein Ortswechsel, weil wir unser soziales Netz nicht aufgeben wollten

Im Laufe der Jahre haben wir im Ort wunderbare Freunde gefunden. Natürlich ist es auch möglich, woanders Freunde zu finden. Wir waren der Meinung, dass es ein großes Geschenk ist, solche Freunde zu haben. Freunde, die wir zu Fuß besuchen können oder die einfach mal auf einen Kaffee vorbeischneien. Muss man natürlich mögen – für uns ist das Lebensqualität im Alltag. Der Ort, in dem wir wohnen, hat um die 7000 Einwohner: groß genug, damit alle wesentlichen Einrichtungen vor Ort vorhanden sind, aber klein genug, dass man sich untereinander noch kennt und grüßt. Insbesondere in unserer Zeit in Indien hatten wir uns viele Wohnorte vorstellen können. Aber nach unserer Rückkehr wurde uns allmählich klar: wir möchten hier bleiben, denn hier sind viele Menschen, die uns etwas bedeuten.

Hausbau im Übergang: wie groß soll’s denn werden?

Die Kinder brauchen uns schon bald gar nicht mehr. Aber noch wohnen sie zu Hause und es ist nicht wirklich absehbar, wann sie ganz ausgezogen sein werden. Wir haben es nicht eilig damit. Aber noch einmal 10 Jahre mit dem Neubau warten wollten wir auch nicht. Stellt sich dann natürlich die Frage, wie groß das Haus werden soll, wenn die Kinder immer mal wieder ein- und ausziehen. Der Ausweg bestand für uns darin, dass wir ein großes Haus gebaut haben. Ein Haus mit zwei Etagen. Im Erdgeschoss barrierefrei und groß genug, dass wir im Alter darin zu zweit wohnen können. Im ersten Stock drei Kinderzimmer, eines davon kann später als Wohnküche genutzt werden. Denn eines war uns klar: wenn die Kinder komplett ausgezogen sind, dann werden wir das Obergeschoss nicht leer stehen lassen. Wir werden es vermieten, entweder an ein Paar in unserem Alter oder an eine junge Familie. Dafür haben wir baulich alles entsprechend vorbereitet.

Moralische Bedenken zum Flächenverbrauch

Das „Projekt Hausneubau“ haben wir eine ziemlich lange Zeit bebrütet, bis wir das Ei schließlich legen konnten. Denn es brauchte erst die Vorstellung von den getrennten Wohneinheiten, damit wir uns von der Vorstellung lösen konnten, dass wir ein Best-Ager Haus bauen, in das wir zu zweit einziehen werden. Das erschien uns aus der Perspektive des Flächenverbrauchs irgendwie unmoralisch. Es mag Menschen geben, denen das egal ist, aber die Vorstellung, dass wir zu zweit auf 120 Quadratmeter wohnen plus Grundstück drumherum, passte für uns schlichtweg nicht.

Hausbau als gemeinsames Projekt

Ein Neubauprojekt in diesem Alter ist ein tolles gemeinsames Projekt. Die finanzielle Situation ist entspannter, die Vorstellungen ausgereifter. Wir hatten deutlich mehr Zeit als beim ersten Hausbau, uns um die Ausgestaltung Gedanken zu machen. Wir hatten im Vorfeld viele schöne Diskussionen darüber, wie wir leben möchten und was wir uns so vorstellen. Es hat uns energetisiert und eine neue Nähe geschaffen.

Würden wir einen Neubau mit 50plus wieder angehen?

Ja, auf jeden Fall! Unsere Gründe für den Neubau sind auch heute noch stichhaltig. Inzwischen wissesn wir, dass wir das alte Haus mit unerwartet leichtem Herzen verlassen konnten. Im Vorfeld dachten wir noch, dass es uns schwer fallen würde. Es war immerhin das Haus, in dem die Kinder groß geworden sind.

Unsere Entscheidung für den Neubau fiel lange vor Corona. Im August 2019 sind wir eingezogen. Im März 2020 ging es los mit Corona. Plötzlich waren Kinder im Haus, die vorher schon halb ausgezogen waren. Wir hatten zwei Mal Quarantäne zu organisieren, was in dem großen Haus gar kein Problem war. Auch wenn das wirklich nicht absehbar war und wir gut hätten darauf verzichten können, so haben wir doch in dieser Situation gemerkt, wie gut diese Entscheidung für uns war.
Ebenfalls nicht absehbar war, dass wir beim Einzug kurz vor dem Übergang in den Vorruhestand sein würden. Wir hatten nie damit gerechnet, so früh bereits in den Vorruhestand zu gehen. Aber dann war da plötzlich ein sehr attraktives Programm und wir haben zugegriffen. Jetzt sind wir also beide den ganzen Tag zu Hause. Ich habe mich zwischenzeitlich selbständig gemacht und habe ein schönes Büro in unserem neuen Haus. Und so bin ich also – viel früher als erwartet – in meinem unbewussten Traum gelandet: leben und arbeiten an einem Ort, der mir gut tut.

Der Hausverkauf ging übrigens mit Hilfe einer sehr kompetenten Maklerin vollkommen reibungslos über die Bühne. Sie hatte unser Haus gesehen und war sofort davon überzeugt, dass sie einen guten Käufer finden könnte – zu einem guten Preis. Wir konnten dann tatsächlich unter 3 Interessenten auswählen und glauben, dass wir eine gute Wahl getroffen haben. Auch die Entscheidung, mit Architekt zu bauen, haben wir nicht bereut. Es hat die ganze Phase so viel entspannter gemacht – natürlich haben wir diese Entspannung bezahlt, aber für uns war das genau die richtige Entscheidung.

Was würde ich anderen 50plus Menschen raten?

Ich kann es wirklich jedem nur empfehlen, sich bereits mit 50 mit dieser Frage zu befassen. In diesem Alter ist man noch jung und mutig genug, um auch größere Veränderungen anzustoßen. Ich würde sogar so weit gehen und empfehlen, es schriftlich festzuhalten, wie du mit 70 oder mit 80 leben möchtest. Ansonsten wird der richtige Zeitpunkt nie kommen, es wird immer zu früh sein für die Veränderung und irgendwann wird das Leben dir diese Entscheidung einfach abnehmen. Kann man so machen – und es gibt bestimmt auch Gründe dafür. Zu mir hätte diese Herangehensweise nicht gepasst.
Das Thema Wohnformen im Alter interessiert nicht nur mich, sondern auch andere Menschen in meinem Netzwerk. Deshalb hatten wir dieses Thema beim letzten Aufbruch Lebensmitte Onlinetreffen als Impuls. Bei der Vorbereitung habe ich festgestellt, dass es inzwischen unglaublich viele Möglichkeiten gibt. Wenn dich das Thema interessiert und du Inspirationen suchst, dann schau dir gerne meine Ideensammlung zu Wohnformen im Alter an. Ich finde, es lohnt sich!


Dir hat der Beitrag gefallen und du willst keinen weiteren Beitrag mehr verpassen?

Dann trage dich für meinen Newsletter, korinas buntbrief, ein. Du erhältst alle 2 Wochen Impulse, Strategien und Tipps für deine persönliche Weiterentwicklung in der Lebensmitte. Und falls dir der buntbrief wirklich nicht gefallen sollte, kannst du dich jederzeit mit einem Klick wieder davon abmelden.


Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

Schreibe einen Kommentar